Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

560 HI- V erbindung. d. Kohlenstoffs mit tri- (u. penta-) valentem Stickstoff. 
jetzt die chemische Structur vieler derselben noch unge 
nügend bestimmt ist, so sind doch die Einfachheit ihrer gegen 
seitigen Beziehungen und die Gesetze, nach denen ein Körper 
in den andern übergeht, zur Genüge erläutert*). Gewisse 
Harnsäurederivate (Biurei.de), wie auch die Harnsäure selbst, 
enthalten 4 Atome Stickstoff, und können überhaupt als Sub- 
stitutionsproducte des Wasserstoffs durch das Radical CO und 
einige andere Säureradicale in dem noch unbekannten Amin 
C IV (H->N)4 = CH^N-i betrachtet werden; andere Harnstoffderi- 
vate (Ureide) enthalten nur zwei Atome Stickstoff und reprä- 
sentiren Harnstoff, in welchem ein Theil des Wasserstoffs eben 
falls durch ein Säureradical substituirt ist. Biureide können 
bei Einwirkung von Wasser oder einigen anderen Substanzen 
in Harnstoff und das entsprechende ITre'id mit denselben Radi- 
calen, die im Biureid enthalten waren, zerfallen. Lässt man 
die Natur dieser .Radicale und ihr Vorhandensein im Molecül 
ausser Acht, und stellt in die Formel statt ihrer, der grösseren 
Einfachheit wegen, Wasserstoff, so lässt sich diese Umwand 
lung durch folgendes Schema veranschaulichen: 
Zuweilen tritt mit dem Zerfallen des Biureids in Harn 
stoff und Ureid auch eine Umwandlung der substituirenden Ra 
dicale selbst ein. Umgekehrt kann auch, wie es scheint, in 
einigen Fällen aus zwei Ureidmolecülen ein Molecül Biureid 
entstehen. — Die in Ureiden und Biureiden anzutreffenden Ra 
dicale zerfallen überhaupt in zwei Categorien: zu der einen ge 
hören Säuren mit drei Atomen Kohlenstoff, zur andern solche 
mit zwei Atomen Kohlenstoff im Molecül. Die Radicale der 
erstem Categorie können unter gewissen, hauptsächlich oxy- 
direnden Einflüssen (ohne aus dem sie einschliessenden Mole 
cül zu treten) in Radicale der zweiten Categorie übergehen, 
*) Dieser Umstand gestattet, heutzutage die Harnstoffderivate nicht mehr 
als eine besondere Gruppe von Substanzen zu betrachten, sondern sie an 
einen rationelleren Platz (zu den Amiden von höherem Substitutionsgrad) 
zu stellen. Einige von ihnen könnten freilich zu den Hydratamiden ge 
zählt werden, doch würde hieraus die unbequeme Trennung der durch ihre 
Abstammung verwandten Körper hervorgehen.
	        
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