4. Hydratamide.
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Aehnliche Isomeriefälle entsprechen vollkommen der Iso-
merie zwischen gebromtem Chloracetyl und gechlortem Brom-
acetyl (s. § 224) u. s. w.
Aminsäuren und deren substituirte Derivate.
263, Eigentliche Hydratamide sind streng genommen solche
Substanzen, in denen ein oder mehrere Ammoniakreste mit oxy-
dirtem Kohlenstoff verbunden sind. Von ihnen werden diejeni
gen, welche aus vielbasischen Säuren entstanden und noch
Säurewasserreste zurückbehielten, allgemein Aminshuren ge
nannt. Zwischen Aminsäuren und sauren Ammoniaksalzen be
steht dasselbe Verhältniss, wie zwischen neutralen Ammoniak
salzen und Amiden: unter Wasserverlust beim Erwärmen kann
ein saures Ammoniaksalz in Aminsäure übergehen. Diesem
Falle entspricht z. B. die Bildung von Oxaminsäure:
saures oxalsaures
Ammonium Oxaminsäure
H } 0 H-2] N
C2O2 — H2O = C2O2
(H4N)}0 H(0
Aminsäuren (in Form von Salzen) können auch aus Amiden
durch Addition von Wasser bei Einwirkung von Alkalien ent
stehen. So giebt Oxamid beim Kochen mit Wasser und Ammo
niak oxaminsaures Ammoniak (Toussaint), und Succinimid,
mit Barytwasser schwach erwärmt, bildet succinaminsaures
Barium (Teuchert):
C2O2I H2} N
H 2 } N2 + H2O — C2O2 ^
H 2 J (HiN)l 0
Cl if‘°T N + Hi0 — CiHi'oj N .
H 1 H 10
Durch Einwirkung eines Säureanhydrids auf trockenes
Ammoniak kann ebenfalls das Ammoniaksalz der Aminsäure
entstehen; z. B.:
carbaminsaures Ammonium
H2} N
C0 2 + 2H 3 N = CO . *)
(H4N)} 0
*) Eine dieser vollkommen analoge Reaction findet statt zwischen
Schwefelsäureanhydrid und trockenem Ammoniak.