600 HI. Verbindung, d. Kohlenstoffs mit tri- fu. penta-) valentem Stickstoff.
düngen können als dem Salmiaktypus angehörig betrachtet
werden (vgl. § 255). Mit Essigsäurealdehyd giebt Blausäure
eine dickflüssige (mit Aethylenglycolcyanhydrin isomere) Ver
bindung (Simpson und Gautier), welche durch Erhitzen
wieder in Aldehyd und Cyanwasserstoff gespalten werden kann
und mit Salzsäure behandelt Aethylidenmilchsäur.e liefert (vgl.
§ 179):
Mit Metalloxyden in doppelte Zersetzung tretend, bildet
Cyanwasserstoff Cyanmetalle. Wirkt Chlor auf ihn bei nie
driger Temperatur ein, so entsteht ein eigentümlicher Körper
C3N3CI2H = (CNisCBH, der nach seiner empirischen Zusam
mensetzung als zweifachgechlortes Product des verdreifachten
Cyanwasserstoffmoleciils betrachtet werden kann.
Cyan kann nicht direct mit Haloiden vereinigt werden,
doch entstehen derartige Verbindungen bei Einwirkung von
Haloiden auf einige Cyanverbindungen. Der Formel CNC1
sollen zwei Körper entsprechen, deren einer bei gewöhnlicher
Temperatur gasförmig, der andere flüssig ist. Das gasförmige
Chloret/an erhält man bei Einwirkung von Chlor auf verdünnte
Blausäure, auf eine Lösung von Cyanquecksilber oder Cyan
kalium (KCy -+- CB = CyCl -f- KCl). Es soll bei circa -j—12°
sieden und bei —18° erstarren (Serrul as). *) Das flüssige
Chlorcyan entsteht bei Einwirkung von Quecksilberoxyd auf
den soeben erwähnten Körper (CN^GEH; es bildet sich auch,
wenn man Chlor auf eine Mischung von einem Theil wasser
freier Blausäure mit fünf Theilen Wasser ein wirken lässt
(Gautier). Das flüssige Chlorcyan siedet bei +15,5 und
erstarrt bei —6°; es kann wie das gasförmige durch Verdrei
fachung in festes Chlorcyan C3N3CI3 = (CNbCL übergehen.
Dieses letztere wird auch bei Einfluss von Chlor auf wasserfreie
Blausäure unter Mitwirkung von Sonnenlicht (Serrul as), oder
beim Durchleiten von Chlor durch ein Gemisch von Blausäure mit
wasserfreiem Aether (Gautier) erhalten. Dass das Molecül
*) Nach der Vermuthung von Gautier stellt das gasförmige Chlor
cyan vielleicht nur Dämpfe des flüssigen vor.
(Anmerk. d. Verf. z. deutsch. Uebers.)