Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

OOS III. Verbindung, d Kohlenstoffs mit tri- (u. penta-) valentem Stickstoff. 
vorstellt, Uber. Unter Aufnahme von Wasserelementen giebt 
Cyansäure Kohlensäure und Ammoniak (vgl. § 268). — Dicyan- 
Mure (vgl. § 269), die in farblosen Krystallen auftritt, ist durch 
Einwirkung von Salpetrigsäure auf das bei der Reaction von 
CN) 
Jodcyan auf Harnstoff entstehende Cyancarbamid CO >N2 er- 
H3 J 
halten worden (Poensgen). Cyanursäure kann nicht nur aus 
festem Chlorcyan (vgl. § 270) und Cyamelid, sondern auch 
durch Umwandlung der Cyansäure im Moment ihres Austrittes 
aus Salzen erhalten werden; sie findet sich auch unter den 
Producten, die beim Erwärmen der Harnsäure, des Harnstoffs 
und dessen Chlorwasserstoffsalzen entstehen. Ferner bildet sich 
Cyanursäure bei Einwirkung von Chlor auf geschmolzenen 
Harnstoff. 
Cyansaure Salze lassen sich ohne Schwierigkeit durch 
Oxydation von Cyanmetallen darstellen; Cyankalium dient (bei 
erhöhter Temperatur), wegen seines Bestrebens in das cyan 
saure Salz überzugehen, als stark - reducirendes Reagens. Bei 
Einwirkung von Säuren können sich aus cyansauren Salzen 
zuweilen Spuren von Cyansäure, die sich durch ihren Geruch 
erkennen lässt, ausscheiden, zugleich aber wird entweder Cya 
nursäure, oder Cyamelid, oder (wenn sich Wasser an der 
Reaction betheiligt) Kohlensäure und Ammoniak erhalten. — 
Da sich di& Cyansäure in gewissen Fällen als besondere Cyan 
verbindung, in anderen als Carbimid verhält, so muss sie offen 
bar ihre Structur leicht ändern können (vgl. § 268), und merk 
würdig ist, dass es in der Tliat substituirte Aethylderivate 
giebt, die einander isomer sind und vielleicht den beiden Struc- 
turfällen entsprechen. Das sogenannte cyansaure Aetliyl, das 
eine flüchtige Flüssigkeit ist und beim Destilliren eines Ge 
menges von cyansaurem mit ätherschwefelsaurem Kalium er 
halten wird, besitzt die Fähigkeit, mit HCl, HBr flüssige Ver 
bindungen zu bilden (Gal), und mit Alkalien giebt es Koh 
lensäure und Aethylamin (s. § 253); während der ihm isomere 
nichtflüchtige Körper, Cyanätholin, das durch Einwirkung von 
Chlorcyan auf Natriumäthylalkoholat bereitet wird, mit Aetz- 
kali Alkohol und cyansaures Kalium, das sich alsbald in koh 
lensaures Salz verwandelt, und mit Chlorwasserstoff Chloräthyl 
und Cyanursäure bildet (Gal). Demnach ist es wahrschein-
	        
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