630 III. Verbindung, d Kohlenstoffs mit tri- (u. penta-) valentem Stickstoff.
stitution von drei Atomen Wasserstoff durch ein Atom Stick
stoff. Zwei von diesen der Substitution unterliegenden Wasser
stoffatomen sind jedesmal diejenigen, welche dem Ammoniakrest
gehören. In der That enthält z. B. das aus salpetersaurem
Anilin CcHsNiOs entstehende Diazoderivat, sogenanntes Salpe
tersä ure-Diazobenzol C6H5N3O3, keinen Ammoniakwasserstoff
mehr; und wird ein Körper mit substituirtem Ammoniakrest,
z. B. Aethylanilinsalz, der Einwirkung von Salpetrigsäure
unterworfen, so bildet sich der nämliche Diazokörper, der auch
aus dem Anilinsalze entsteht^ während Aethyl sich als Alkohol
ausscheidet (G-riess). — Das von Salpetrigsäure herrührende
ins neue Molectil tretende Stickstoffatom nimmt also immer die
Stelle von zwei Atomen ein, welche die zwei Affinitätseinheiten
vom ammoniakalischen Stickstoffatom sättigten, und demnach
ist die Annahme, dass sich hier eine zweiatomige, aus zwei
mit einander verbundenen Stickstoffatomen bestehende Gruppe
bilde, am natürlichsten. Sieht man von der Anwesenheit
der Elemente von Salpetersäure in dem Molectil des Salpeter-
säure-Diazobenzol’s ab, und vergleicht Diazobenzol mit dem
normalen Körper, dem Benzol, aus dem das Anilin selbst sich
durch Substitution ableiten lässt, so hat man folgende Pa
rallele:
Anilin (Amidobenzol). Diazobenzol. Benzol.
CgH5(H->K) CoHBNN)" CoHe.
Auf diese Weise betrachtet, erscheint das Diazoderivat als
Besultat einer Substitution von zwei Atomen Wasserstoff in der
normalen Substanz durch zwei Atome Stickstoff und unter
scheidet sich von dem halben Molecül des entsprechenden Azo-
derivats durch einen doppelt so grossen Stickstoffgehalt. Es
muss jedoch sogleich bemerkt werden, dass die hier ange
führte Diazobenzolformel keine rationelle ist, und dass es
sogar kaum ein solches für sich bestehendes Diazobenzolmole-
clil giebt.
In Diazoderivate können verschiedene aromatische und
weniger gesättigte Verbindungen verwandelt werden. Sind
überhaupt in diesen Verbindungen ausser dem die Verwandlung
erleidenden Ammoniakrest noch andere, für die betreffende
Substanz mehr oder weniger characteristische Atome oder
Gruppen enthalten, so bleiben diese öfters auch im Diazoderivat