632 HI. Verbindung, d. Kohlenstoffs mit tri- fu. penta-) valentem Stickstoff.
stets, wenn auch der andere Rest kohlenstoffhaltig ist, nicht
unmittelbar die Kohlenstoffaffinität dieses Restes, sondern die
Affinität eines seiner anderen Elemente befriedigt. Hiermit wird
die Existenz der obenerwähnten complicirten Verbindungen er
klärt und dieselben erscheinen als wahre Moleciile:
Für die Bildung derselben werden also entweder zwei Moleciile
von einem amidirten Körper oder ein Molecül vom amidirten
Körper und ein anderes, wenn auch kohlenstofffreies, Molecül
verwendet. Das an die Stelle von 3H eintretende Stickstoffatom
substituirt dabei zwei Atome Ammoniakwasserstoff in einem
amidirten Moleciile und ein Atom Wasserstoff eines anderen
Molecüls. Dieses letztere Atom ist im ersten Falle, bei der
Bildung von Diazoamidokörpern, Ammoniakwasserstoff des zwei
ten amidirten Molecüls; bei der Bildung von Salpetersäure-
diazobenzol und von saurem Schwefelsäurediazobcnzol rührt das
selbe aber von den in diesen Säuren enthaltenen Wasserresten her.
Zu Gunsten dieser Anschauungsweise spricht das Verhalten
der Diazokörper. Will man Diazobenzol als selbständiges
Molecül betrachten, so muss in demselben der zweiatomige
Benzolrest (CoH-i)" angenommen werden, während nach der An
sicht von Keku le in dem Diazoamidobenzol, Salpetersäurediazo-
benzol und anderen sogenannten Verbindungen von Diazoben
zol das einatomige Phenyl (CeiB)' vorhanden ist, und in der
That treten bei den Verwandlungen von Diazobenzolverbin-
dungen stets Körper auf, in welchen mindestens fünf mit der
aromatischen Kohlenstoffgruppirung verbundene Wasserstoff
atome enthalten sind. Wirkt Jodwasserstoffsäure auf saures
Diazoamidobenzol
Diazoamidobenzoesäure
7 coiHOjT
_l(C 6 H 4 )
Salpetersäurediazobenzol Saures Schwefelsäurediazobcnzol