Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

3. Metallorganische Verbindungen tetravalenter Elemente. ßßQ 
schäften begabten Hydrate werden durch dieselben 
Reactionen wie die entsprechenden Zinnverbindungen erhalten. 
Alle diese Derivate sind krystallinisch. 
Dem vieratomigen Typus entsprechen auch, nach den Be 
obachtungen Ri che’s, die nietallorganischen Wolframderivate. 
Metallorganische Siliciumverbindungen. 
29b, Die metallorganischen Siliciumverbindungen sind we 
gen ihrer Eigentümlichkeiten (vgl. §. 287) äusserst interessant, 
bis jetzt aber noch ziemlich wenig erforscht (Friedei und 
Crafts). Von ihnen sind nur Siliciumteträthyl (C2H5)iSi und 
Siliciumtetramethyl (ClUkSi bekannt. Zieht man die Analogie 
des Siliciumatoms mit dem Atom Kohlenstoff in Betracht, so 
können diese Substanzen ganz natürlich mit bestimmten Varie 
täten der gesättigten Hydrocarbüre verglichen werden, und 
zwar: 
(C 4 Si)Hi2 = Si(CH 3 )4 mit CöHi 2 = CiCH; 5 ) 4 , 
(C 8 Si)H 2 o = Si(C 2 H 5 )4 mit C9H20 = CiCiHöU. 
Beide Körper werden durch die ziemlich schwer vor sich 
gehende doppelte Zersetzung zwischen zinkorganischen Verbin 
dungen und Chlorsilicium erhalten: bei der Reaction mit Zink 
äthyl muss das Gemisch bis 160« und bei der Reaction mit 
Zinkmethyl sogar bis auf 206« erwärmt werden. Silicium 
teträthyl und Siliciumtetramethyl sind farblose Flüssigkeiten, 
specifisch leichter als Wasser und, gleich den gesättigten 
Kohlenwasserstoffen, sehr beständig, sie werden weder durch 
Wasser, noch durch die meisten starken chemischen Agentien 
verändert: Aetzkali bleibt ohne Einfluss auf dieselben, rau 
chende Salpetersäure wirkt auf sie langsam und zwar nur bei 
starkem und anhaltendem Erwärmen. Siliciummethyl siedet 
bei circa 30o und Sille umäthyl bei circa 150«. Angezündet, 
verbrennen beide mit leuchtender Flamme, indem sie Kiesel 
erde als weissen Rauch abscheiden. 
Bei Bereitung des Siliciumäthyls, sowie auch unter einigen 
andern Bedingungen, kann das flüssige Oxyd [>C2H5)3Si|-20 
gewonnen werden; besonders interessant ist jedoch die Um 
wandlung des Siliciumäthyls bei Einwirkung von Chlor. Statt 
das Aethyl in Form von Chloräthyl zu eliminiren, wie dies 
bei anderen metallorganischen Substanzen der Fall ist, sub-
	        
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