672
IV. Metallorganische Verbindungen.
(in den Sulfhydraten und den ihnen entsprechenden Selenhydra
ten) zusammenzuhalten. Wegen seiner Aehnlichkeit mit dem
Selen muss mit diesem und dem Schwefel zusammen auch das
Tellur gestellt werden, obgleich für dasselbe keine den Sulf
hydraten entsprechenden Derivate bekannt sind. Hier wieder
holen sich etwa dieselben Verhältnisse wie z. B. bei Stickstoff
und Arsen, deren Analogie nicht verkannt werden kann, ob
gleich man noch keine Arsine kennt, die unmittelbar an Arsen
gebundenen Wasserstoff enthielten. Ausser den Verbindungen
des zweiatomigen Typus giebt es jedoch für Tellur, Selen und
Schwefel Reihen von Derivaten, in denen die Analogie dieser
Elemente schroffer hervortritt, und wo dieselben quadrivalent
erscheinen. In diesen Derivaten übernehmen die aus Kohlen-
wasserstoffradicalen und einem der in Rede stellenden Elemente
bestehenden Gruppen eine metallische Rolle, genau so wie es
in den metallorganischen Derivaten anderer Elemente der Fall
ist. Dieses bezieht sich ganz besonders auf die Verbindungen,
welche die den Radicalen (R'sSn)' und (R'3Pb)' vollkommen
analoge Radicale (R'3S IV /, (RsSeW, (R3Te IV / enthalten. An
dererseits verleiht die Fähigkeit von Schwefel, Selen und Tel
lur, tetravalent aufzutreten, ihren Verbindungen von der Formel
RYre, R' 2 Se und R^S einen eigentümlichen Character. Diese
Substanzen, indem sie für sich bestehende Molecüle vorstel
len (wie Schwefeläthyl und seine Analoga), können ähnlich wie
(R'As/' oder Iv , als bi- oder quadrivalente Radicale fungiren: es
kommt ihnen namentlich die Eigenschaft zu, sich mit zwei
Haloidatomen oder mit einem Atom Sauerstoff zu vereinigen;
und die in dem letzteren Falle entstehenden Oxyde sind, ähn
lich dem Ammoniak und dessen Analogen, zu Additionen mit
Säuren befähigt.
Die erörterten Beziehungen verleihen den metallorganischen
Schwefel-, Selen- und Tellurverbindungen eine gewisse Eigen
tümlichkeit. Diese Verbindungen können einerseits mit den
metallorganischen Zinn- und Bleiderivaten, andererseits mit
den Pliosphinen, Arsinen u. s. w. verglichen werden. Man hat
in der That
R2S11 -j- CI2 == R 2 SnCl 2 und eben so auch
R 2 Te + Cl 2 = RaTeCh oder
R 2 Sn -f- 0 = R2S11O und auch
R 2 Te -f 0 = R 2 TeO,