Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

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IV. Metallorganische Verbindungen. 
(in den Sulfhydraten und den ihnen entsprechenden Selenhydra 
ten) zusammenzuhalten. Wegen seiner Aehnlichkeit mit dem 
Selen muss mit diesem und dem Schwefel zusammen auch das 
Tellur gestellt werden, obgleich für dasselbe keine den Sulf 
hydraten entsprechenden Derivate bekannt sind. Hier wieder 
holen sich etwa dieselben Verhältnisse wie z. B. bei Stickstoff 
und Arsen, deren Analogie nicht verkannt werden kann, ob 
gleich man noch keine Arsine kennt, die unmittelbar an Arsen 
gebundenen Wasserstoff enthielten. Ausser den Verbindungen 
des zweiatomigen Typus giebt es jedoch für Tellur, Selen und 
Schwefel Reihen von Derivaten, in denen die Analogie dieser 
Elemente schroffer hervortritt, und wo dieselben quadrivalent 
erscheinen. In diesen Derivaten übernehmen die aus Kohlen- 
wasserstoffradicalen und einem der in Rede stellenden Elemente 
bestehenden Gruppen eine metallische Rolle, genau so wie es 
in den metallorganischen Derivaten anderer Elemente der Fall 
ist. Dieses bezieht sich ganz besonders auf die Verbindungen, 
welche die den Radicalen (R'sSn)' und (R'3Pb)' vollkommen 
analoge Radicale (R'3S IV /, (RsSeW, (R3Te IV / enthalten. An 
dererseits verleiht die Fähigkeit von Schwefel, Selen und Tel 
lur, tetravalent aufzutreten, ihren Verbindungen von der Formel 
RYre, R' 2 Se und R^S einen eigentümlichen Character. Diese 
Substanzen, indem sie für sich bestehende Molecüle vorstel 
len (wie Schwefeläthyl und seine Analoga), können ähnlich wie 
(R'As/' oder Iv , als bi- oder quadrivalente Radicale fungiren: es 
kommt ihnen namentlich die Eigenschaft zu, sich mit zwei 
Haloidatomen oder mit einem Atom Sauerstoff zu vereinigen; 
und die in dem letzteren Falle entstehenden Oxyde sind, ähn 
lich dem Ammoniak und dessen Analogen, zu Additionen mit 
Säuren befähigt. 
Die erörterten Beziehungen verleihen den metallorganischen 
Schwefel-, Selen- und Tellurverbindungen eine gewisse Eigen 
tümlichkeit. Diese Verbindungen können einerseits mit den 
metallorganischen Zinn- und Bleiderivaten, andererseits mit 
den Pliosphinen, Arsinen u. s. w. verglichen werden. Man hat 
in der That 
R2S11 -j- CI2 == R 2 SnCl 2 und eben so auch 
R 2 Te + Cl 2 = RaTeCh oder 
R 2 Sn -f- 0 = R2S11O und auch 
R 2 Te -f 0 = R 2 TeO,
	        
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