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IV. Metallorganische Verbindungen.
Allgemeinen Sulfoderivatc*) genannt. Ist in denselben, was
gewöhnlich der Fall ist, ein mit dem oxydirten Schwefelatom
direct verbundener Wasserrest enthalten, so hat das Molecül
einen stark sauren Character, und solche Körper heissen dann
Sulfosäuren. Einigen Sulfosäuren entsprechen ferner Säuren,
die weniger oxydirten Schwefel (SO/' statt (SO21" enthalten.
In diesen Säuren tritt das Schwefelatom jedenfalls nur mit
4 Affinitätseinheiten wirksam auf, und sie stehen zum Schweflig
säureanhydrid S 1V 0 2 in demselben Verhältniss, wie die Sulfo
säuren zum Schwefelsäureanhydrid S VI 03.
Unter den metallorganischen Derivaten anderer Elemente
sind wohl nur wenige saure Substanzen bekannt, doch kann
z. B. die Kakodylsäure als ein den Sulfosäuren bis zu einem
gewissen Grade analoger Körper betrachtet werden:
Ganz natürlich lassen sich die Sulfoderivate mit allen den
jenigen organischen Körpern vergleichen, welche oxydirten
Kohlenstoff (CO/' enthalten. In der Tliat entspricht die Be
deutung der Gruppe (SO2/' der des oxydirten Kohlenstoffs;
zudem sind die Sulfoverbindungen fast ebenso mannigfaltig
wie die die Gruppe CO enthaltenden Körper, und in den einen
wie in den anderen hängt die Mannigfaltigkeit von der Ver
schiedenartigkeit derjenigen organischen Gruppen ab, mit denen
die oxydirten Kohlenstoff- oder Schwefelatome verbunden sind.
Diese Verschiedenartigkeit erscheint heut zu Tage für die metall
organischen Schwefelverbindungen characteristisch und unter
scheidet sie von den metallorganischen Derivaten anderer Ele
mente. In der Zusammensetzung dieser letztem (mit Aus
nahme des siliciumhaltigen Alkohols) findet man in der Tliat
nur unveränderte Radicale einatomiger Alkohole, während die
organischen in dem Molecül der Sulfoverbindungen mit
Schwefel vereinigten Gruppen mehratomig sein, Sauerstoff-, Ha-
lolde-, Wasser- oder Ammoniakreste enthalten und sogar nichtein
heitliche Radicale u. s. w. vorstellen können. Esist nicht unwahr
scheinlich, das man, wie schon oben bemerkt, ähnliche Er
scheinungen in Zukunft für die Siliciumverbindungen, und viel-
*) Aehnliche Derivate gibt es auch für Selen, doch sind sie nur sehr
wenig bekannt.
Kakodylsäure.
Sulfometkylsäure.