Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

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Einiges über die chemische Bedeutung verschiedener 
als Ursache der Isologieerscheinungen, d. h. jener Art Be 
ziehungen, wie sie z. B. zwischen gesättigten und aromati 
schen Körpern bestehen. 
Um seine chemische Affinität zu äussern, verlangt der Koh 
lenstoff im Allgemeinen besondere Bedingungen und häufig eine 
gewisse, längere oder kürzere Zeitdauer. Nur gegen den Sauer 
stoff und Schwefel äussert er seine Affinität, wenn die Tempe 
ratur hoch genug ist, rasch, auf der Stelle; nur die Sauerstoff 
und Schwefelverbindungen des Kohlenstoffs lassen sich mit 
derselben Leichtigkeit direct darstellen, wie die meisten Ver 
bindungen anderer Elemente. Hat sich dagegen der Kohlen 
stoff einmal mit diesem oder jenem Elemente vereinigt, so kann 
gewöhnlich dieses letztere bei nicht sehr hoher Temperatur 
nur schwierig und langsam abgeschieden oder ausgetauscht 
werden: hierzu sind meistentheils wiederum bestimmte Be 
dingungen und ein gewisser Zeitraum erforderlich. — Alles 
dieses prägt den Kohlenstoffverbindungen einen eigenthümlichen 
Character auf: die Darstellung von Verbindungen anderer Ele 
mente gelang leicht, um sich aber von der Möglichkeit der 
Synthese der Kohlenstoffverbindungen zu überzeugen und zu 
den hierfür jetzt dienenden Methoden zu gelangen, bedurfte 
man eines jahrelangen mühsamen Forsehens. 
Der Umstand, dass die aus Kohlenstoff und direct an die 
sem haftenden Atomen bestehenden Gruppen in den meisten 
Keactionen unverändert aus einem Moleclil ins andere treten 
können, und die Möglichkeit, diejenigen Atome leicht zu substi- 
tuiren, welche an den Kohlenstoff nur indirect oder nicht mit 
ihrer ganzen Affinität gebunden sind, führte hierbei natürlich 
zum Begriff von zusammengesetzten Radicalen. 
Die Nichtflüchtigkeit des Kohlenstoffs, die Flüchtigkeit einer 
grossen Anzahl seiner Verbindungen und besonders die Zerstör 
barkeit derselben durch erhöhte Temperatur — Eigenschaften, 
die in gleichem Grade an andern Elementen nicht wahrgenom 
men werden — bedingen ganz besonders das den meisten orga 
nischen Substanzen eigene Verhalten. Auf diesen Eigenschaf 
ten beruhen die Erscheinungen der trockenen Destillation und 
der Verkohlung. — Endlich gestattet die Bedeutung des Koh 
lenstoffs für das Leben von Organismen gewissen Verbindungen 
desselben, als Media für die Entwicklung niederer Organismen 
zu dienen. Hieraus entspringt die für einige Kohlenstoffver
	        
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