Full text: Experimentelle Einführung in die unorganische Chemie

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Quecksilber 
Kommt ein Element, das stark elektro affin ist, mit einem Ion von ge 
ringer Elektroaffinität zusammen, so geht die Elektrizitätsladung des letzteren 
auf das erstere über. Einige Beispiele mögen das erläutern: 
Eisen hat eine größere Elektro affinität als Kupfer. Aus diesem Grunde 
fällt Eisen, wie wir eben gesehen haben, das Kupfer aus seinen Salzlösungen aus. 
Fe -f Cu” = Fe" + Cu 
Ganz entsprechend wird Quecksilber durch Silber, Silber durch Kupfer, Kupfer 
durch Blei, Blei durch Zink aus den entsprechenden Salzlösungen gefällt. 
Eisen hat eine größere Elektro affinität als Wasserstoff, also löst es sich 
unter Wasserstoffentwicklung in -verdünnter Chlorwasserstoffsäure oder verdünnter 
Schwefelsäure. 
Fe -f- H' -j- H' = Fe" -(- 2H 
Kupfer hat eine geringere Elektro affinität als Wasserstoff; also löst es sich nicht 
in den genannten verdünnten Säuren auf, falls nicht die elektrische Entladung 
der Wasserstoffionen durch besondere, oxydierende Einflüsse erleichtert wird. 
Chlor ist stärker elektroaffin als Brom, und dieses wieder stärker als Jod. 
Dadurch erklärt sich die Erscheinung, daß freies Chlor aus Bromiden und Jodiden 
Brom und Jod als Elemente frei macht; und daß Brom aus Jodiden Jod ab 
scheidet. 
CI + Br' = CF + Br 
Br + J' = Br' + J 
Quecksilber 
Quecksilber ist ein silberglänzendes, flüssiges Metall, das bei 357* siedet 
und bei —38.8° fest wird. Bei längerem Erwärmen an der Luft auf etwa 360* 
oxydiert es sich unter Aufnahme von Sauerstoff zu Mercurioxyd, das bei Glüh 
hitze unter Abgabe des aufgenommenen Sauerstoffs wieder zerfällt. Quecksilber 
löst die meisten Metalle dieser und der folgenden Gruppen zu „Amalgamen“ 
auf, ebenso die Alkalimetalle und die Erdalkalimetalle. 
Man erhitze in einem trocknen Probierglase eine Messerspitze 
Mercurioxyd so stark, daß das Glas zu erweichen beginnt; dabei färbt 
sich das Oxyd dunkler, und bald bildet sieb in den kälteren Teilen 
des Probierglases ein grauer, metallisch glänzender Beschlag, der all 
mählich stärker wird und deutlich getrennte Quecksilbertröpfchen er 
kennen läßt. Ein mit einer Pinzette tief in das Probierglas getauchtes, 
glimmendes Streichholz flammt auf. Man bringe ein wenig des so 
gewonnenen Quecksilbers — etwa mit etwas Filtrierpapier — auf 
einen blanken Pfennig zu einem Tropfen verdünnter Salpetersäure und 
reibe mit einem Bäüschchen Filtrierpapier: das Kupfer überzieht sich 
mit einer Schicht Kupferamalgam und Quecksilber; es wird „verquickt“. 
Beim Erwärmen geht der Quecksilberüberzug wieder fort. 
Quecksilber löst sich in heißer, konzentrierter Schwefelsäure zu 
Mercuri sulfat; in Salpetersäure je nach der Temperatur und der Kon 
zentration zu Mercuro nitrat oder zu Mercuri nitrat; ersteres bildet sich 
bei Verwendung von verdünnter Salpetersäure und bei niederer Temperatur.
	        
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