Zinngruppe
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Kaliumcyanid: wird eine frisch bereitete Kaliumcyanidlösung in
geringer Menge zugesetzt, so fällt weißes Silbercyanid, das sich
mit überschüssiger Kaliumcyanidlösung leicht zum Kaliumsalze
der komplexen Silbercyanwasserstoffsäure löst.
AgN0 3 + KON = AgCN + KN0 3 *
AgCN + KCN = K[Ag(CN) 3 ]
Aus dieser Lösung fällen weder Natriumhydroxydlösung
noch Natrium chloridlösung Silber Verbindungen aus; wohl aber
fällt Ammoniumsulfid Silbersulfid aus.
Natriumthiosulfatlösung: fällt, wenn in geringer Menge zu
gesetzt, weißes Silberthiosulfat.
2 AgN0 3 + Na 3 S 3 0 3 = Ag 3 S 3 0 3 + 2NaN0 3
Der weiße Niederschlag dunkelt beim Stehenlassen bald und
scheidet schwarzes Silbersulfid ab.
Ag 3 S 3 0 3 + H 2 0 = Ag 2 S + H 2 S0 4
Ein Überschuß von Natriumthiosulfatlösung löst ihn zum
Natriumsalze der komplexen Silberthioschwefelsäure.
Ag 3 S 3 0 3 + 3Na 2 S 2 0 3 = 2Na 3 [Ag(S 2 0 3 ) 2 ]
Aus dieser Lösung fällt Natriumhydroxydlösung kein Silberoxyd,
wohl aber fällen Ammoniumsulfid schwarzes Silbersulfid und
Kaliumjodid gelbes Silberjodid.
Die Konzentration der Silberionen ist also in der Natriumsilber -
thiosulfatlösung zu klein, um mit der Konzentration der Hydroxylionen
des Natriumhydroxyds das Löslichkeitsprodukt des Silberoxyds zu erreichen;
aber groß genug, um mit der Konzentration der Schwefelionen des
Ammoniumsulfids bzw. der Jodionen des Kaliumjodids die Löslichkeits
produkte von Silbersulfid bzw. Silberjodid zu überschreiten.
Schwefelwasserstoff oder Ammoniumsulfid: fällen schwarzes
Silbersulfid.
2AgNO s + H 2 S = Ag 3 S + 2HN0 3
7. Zinngruppe.
Als „Zinngruppe“ seien da^ Blei Pb und Zinn Sn zusammengefaßt. Beide
Metalle verbinden sich beim Erhitzen mit dem Sauerstoff der Luft zu Oxyden, die
bei höherer Hitze nicht wieder in Metalle übergehen, wohl aber durch reduzierende
Mittel sich zu den Metallen reduzieren lassen; Blei oxydiert sich schon bei Zimmer
temperatur oberflächlich und sieht deshalb gewöhnlich mattgrau aus. Zinn
schmilzt bei 232°, Blei bei 327°.