Hydrolyse
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Den Metalloxydalkaliver bind ungen steht eine Reihe von Verbindungen
nahe, die ihrer Zusammensetzung nach durch Zusammenlagerung zweier Metall
oxyde, meist des Oxyds eines zweiwertigen und eines dreiwertigen Metalls,
entstanden sind; so der Chromeisenstein Cr 2 0 3 -f FeO, ferner das Kobaltoxydul
oxyd Co 2 0 3 + CoO und die Mennige PbO, 4- 2PbO. Diese Verbindungen, zu
denen die als Mineralien wichtigen Spinelle gehören, sind wohl folgendermaßen
zu formulieren:
kennen gelernt, die unter chemischer Mitwirkung von Wasser erfolgt, und
die deshalb „Hydrolyse“ oder „hydrolytische Spaltung“ genannt wird. Das
Aluminium bietet besonders Gelegenheit zum Studium der Hydrolyse, weshalb
ihr an dieser Stelle einige Worte gewidmet seien.
Unter Hydrolyse versteht man die Spaltu ng eines Salzes unter Auf
nahme von Wasser in die freie Säure und die freie Base bzw. basisches
Salz; sie wird vorzugsweise bei den Salzen der schwachen Säuren oder der schwachen
Basen beobachtet; so neigen die Salze des als Base schwächeren Ferrioxydhydrats
mehr zur Hydrolyse als die des stärkeren Feriohydroxyds. Die Hydrolyse ist
ein der Neutralisation von Säure und Base entgegengesetzter Vorgang.
Man löse etwas Kalramcyanid in wenig Wasser auf. Die Lösung
reagiert alkalisch und rieclit nach Cyanwasserstoff; sie enthält also neben
nicht veränderten Kaliumcyanidmolekeln und deren Ionen auch Kalium
hydroxyd und Cyanwasserstoffsäure:
Die Hydrolyse erklärt sich unter Zugrundelegung dieses Beispiels im Sinne
der Ionenlehre folgendermaßen: Kaliumcyanid ist als ein einwertige Ionen
gebendes Neutral salz elektrolytisch stark dissoziiert; seine Lösung enthält also
viel Cyanionen CN'. Ein Teil des Wassers ist ebenfalls ionisiert, so daß, wenn
auch in minimaler Konzentration, H'- und OH'-Ionen vorhanden sind. Ein Teil
der Cyanionen vereinigt sich mit gleich viel Wasserstoff ionen zu nicht disso
ziiertem Cyanwasserstoff:
wodurch das Gleichgewicht zwischen Wasser und seinen Ionen gestört wird:
es spalten sich weitere Molekeln Wasser, deren Wasserstoffionen sich wieder
mit Cyanionen vereinigen; und so fort, bis die Konzentration der Hydroxyl-
ionen, die sich in der Lösung ansammeln, so sehr gewachsen ist, daß sie eine
weitere Ionisierung des Wassers verhindert. Und damit findet das Fortschreiten
der Hydrolyse eih Ende. In der Lösung sind jetzt außer Wasser enthalten:
Wird Kaliumcyanid in kaliumhydroxydhaltigem Wasser gelöst, so entsteht
eine Lösung, die nicht nach Cyanwasserstoff riecht, die also freie Cyanwasser
stoffsäure nicht enthält. Es ist also keine Hydrolyse eingetreten; und zwar,
weil die Hydroxylionen des Kaliumhydroxyds von vornherein eine merkliche
Dissoziation des Wassers, also eine ausreichende Konzentration an Wasserstoff
ionen, verhindert haben.
Biltz, Einführung. 9.—11. Auß.
Spinell
Chromiferrit Kobaltikobaltit Plumboplumbat
Hydrolyse
Schon wiederholt haben wir Beispiele einer wichtigen Spaltung von Salzen
KCN + H 2 0 = HCN + KOH
H- + CN' = HCN,
KCN, K-, CN', HCN, OH'
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