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Auflösen und Aufschließen der Substanz
I. Auflösen
Zum Auflösen der Substanz kann Wasser. Chlorwasserstoffsäure,
Salpetersäure oder ein Gemisch von Chlorwasserstoff- und Salpetersäure
verwendet werden. Welches dieser Lösungsmittel geeignet ist, ergibt
eine kleine Löslichkeitsprobe.
1. Man koche eine Federmesserspitze der fein gepulverten Sub
stanz in einem Probierglase mit etwa 2 bis 3 cm 3 Wasser. Löst sich
alles, so ist Wasser das geeignete Lösungsmittel; löst sich scheinbar
nichts, so lasse man absitzen und filtriere einige Tropfen durch ein
ganz kleines Filterchen auf ein Platinblech; hinterbleibt beim vor
sichtigen Abdampfen — nicht Glühen — kein Rückstand, so ist die
# Substanz in Wasser unlöslich. Man achte beim Eindampfen sorg
fältig darauf, daß nichts verspritze, und blase zweckmäßig über die
verdampfende Flüssigkeit. *
2. Wenn sich nicht alles 1 ) in Wasser gelöst hat, so gebe man
zu derselben Probe einige Tropfen konzentrierter Chlorwasserstoff
säure, so daß der Gesamtgehalt an Säure etwa zehn Prozent betrage,
und koche wieder auf.
3. Wenn die Substanz auch so nicht löslich ist, lasse man
absitzen, gieße die Lösung vorsichtig vom Bodensätze ab und erhitze
diesen mit etwas konzentrierter Chlorwasserstoffsäure.
4. Tritt auch dann keine Lösung ein, so gebe man einige
Tropfen konzentrierter Salpetersäure- zu der Mischung und achte
darauf, ob gleich oder beim Erwärmen Lösung eintritt.
5. Schließlich koche man eine zweite Probe des wasserunlös
lichen Teiles der Substanz mit zwanzigprozentiger Salpetersäure.
Da manche Nitrate in starker Salpetersäure wenig löslich sind, sich
also ausscheiden können, so gieße man die salpetersaure Lösung
ab und versuche den Rückstand in kochendem Wasser zu lösen. 3 )
Zur Analyse selbst löse man etwa einen Teelöffel voll Substanz
pulver — bei sehr lockeren Pulvern einen gehäuften Teelöffel, bei
*) Sollte sich nicht alles in Wasser lösen, und sollten sich heim Abkühlen
der Lösung Kristalle ausscheiden, so wäre zu versuchen, ob sich der Rest mit
einer größeren Wassermasse lösen läßt; es könnten Bleisalze der Halogen -
wasserstoffsäuren vorliegen.
*) Man beachte auch den letzten Absatz unten auf der nächsten Seite.