373 — Die Methoden von Tycho und Landgraf Wilhelm. — 95
de l’Acad. 17GI) ausdrücklich gesagt, dass dasselbe nicht nur die Beschreibung
der Instrumente und der Methode, sondern auch die Beobachtungen und die
Positionen von mehr als 1)00 Sternen enthalte. Leider unterblieb infolge des
frühen Todes von Lacaille die von diesem beabsichtigte Drucklegung der
Kopie, und da die früher von Snellius besorgten „Coeli et Siderum in eo
errantium Observationes Hassiacm. Lugduni Batav. 1618 in 4.“ sonderbarerweise
diese Hauptarbeit der Kasseler Beobachter gar nicht beschlagen, so kannte
man letztere vor meiner betreffenden Note in Mittli. 45 nur insoweit, als sie
durch Albert Curtius (München 1600? — ebenda 1671; Jesuit und Rektor der
Kollegien in Eichstädt, Luzern, etc.) unter dem durch Buchstabenversetzung
in „Lucius Barettus“ umgewandelten Namen in einem Anhänge zu seiner
„Historia coelestis, ex libris commentariis manuscriptis observationum vicenna
lium viri generosi Tichonis Brahe Dani. Augusta Vind. 1666 in fol. (mit versch.
Titelblättern auch Viennae 1668, Ratisbonae 1672, Dilingae 1675, etc., aus-
gegeben)“ veröffentlicht hat. Diese letztere Schrift ist, entsprechend dem Titel,
obschon sie auch noch einige ältere Reihen umfasst, zunächst den Beobachtungen
von Tycho gewidmet, welche sie ziemlich vollständig giebt, jedoch nicht ohne
vielfache Ungenauigkeiten, so dass man gut thut, bei Benutzung jeweilen auch
die von Tycho selbst in seinen „Progyinnasmata“ für 1600 gegebenen zwei
Kataloge zu vergleichen, von welchen, der erstere die Längen und Breiten
von 774|Sternen, der zweite die Rektascensionen und Deklinationen einer Aus
wahl von 100 Sternen giebt. — Ich füge noch bei, dass Bessel dafür hielt, es
seien die Kataloge von Wilhelm und Tycho so ziemlich gleichwertig, und es
dürften wohl die bestehenden Unterschiede durch Neuberechnung grössten
teils verschwinden.
3*4. Die neuern Methoden. — Zur Zeit von Landgraf
Wilhelm war es noch etwas gewagt, die Uhrzeit als bestimmendes
Element einzuführen, und so glaubten manche an der Brauchbarkeit
seiner Methode zweifeln, somit entweder derjenigen von Tycho trotz
ihrer Weitschweifigkeit den Vorzug geben oder nach andern Ver
fahren suchen zu sollen; seit aber die Uhren zuverlässiger geworden
und zugleich für Meridianbeobachtungen (376 — 382) immer leistungs
fähigere Instrumente entstanden sind, hat sich das Blatt gewendet,
so dass die Methode von Wilhelm gegenwärtig für Fundamental
bestimmungen fast ausschliesslich im Gebrauche ist. Immerhin ver
dient namentlich die gegen Ende des 17. Jahrhunderts durch Picard
und Flamsteed proponierte „Methode der korrespondierenden Dekli
nationen“ noch besonderer Erwähnung M .
/>11 3S4: a. Die schon von Picard ausgedachte, dann namentlich aber
durch Flamsteed bei Anlage seines Sternkataloges praktizierte neue Methode
beruht darauf, dass die Deklination der Sonne wegen der für sie (197) be
stehenden Formel Tg d = Tg e • Si a bei a = 90° — ß und a = 90° + ß gleiche
Werte annimmt, und somit auch umgekehrt gleichen Deklinationen der Sonne
vor und nach dem Solstitium Rektascensionen dieses Gestirnes entsprechen,
welche sich gleich viel von 90° entfernen. Bezeichnet man daher die, solchen
korrespondierenden Deklinationen entsprechenden Rektascensionen der Sonne
mit S' und S", die Rektascension eines Sternes aber mit x, so hat mau einer-