Full text: Theorie der Instrumente und Messungen (3. Halbbd.)

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— Die absohiten Messungen. — 
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geteilt, und die Ablesung geschah mittelst zweier, am benachbarten Pfeiler 
befestigter diametraler Mikroskope, in deren Okularglasfocus 11 Seidenfaden 
so gezogen waren, dass direkt 1' abgelesen und bis auf 5“ geschätzt werden 
konnte. Das 5 Fuss lange, auf der Axe liegende Fernrohr war mit dieser und 
der Rückseite des Kreises mittelst Blei zusammengelötet; das nicht verstell 
bare Fadenkreuz bestand aus 3 horizontalen und 5 vertikalen Seidenfaden, 
von welchen je der mittlere vom Kreuzungspunkte aus gleich abstehende Knoten 
hatte, welche als eine Art Mikrometer dienten; die Beleuchtung der Faden 
endlich geschah mittelst einer Laterne, welche auf die Mitte des Tubus auf 
gesetzt war, und deren Licht von einem vor das Objektivende gesteckten 
Metallspiegel reflektiert wurde. — b. Nachdem die Rümer’sche Rota bei dem 
Brande von 1728 zu Grunde gegangen war, Hess Horrebow wieder ein ähn 
liches Instrument bauen, welches sodann bis 1778 diente, wo Bugge dasselbe 
durch ein Passageninstrument nach englischem Muster ersetzte, und erst zu An 
fang des laufenden Jahrhunderts wurde von Repsold für seine Privatsternwarte 
in Hamburg wieder ein eigentlicher Meridiankreis von 5' Durchmesser erbaut, 
mit welchem Schumacher schon 1804 beobachtete. Diesem ersten Hess sodann 
Repsold etwa 1809 einen neuen 3'/ 2 -füssigen Meridiankreis folgen, bei welchem 
die Zapfen der Axe aus Glockenmetall, ihre Lager aus Bergkrystall bestanden, 
und der 1818 nach etwelchem Umbau von Gauss für Göttingen angekauft 
wurde, sich jedoch nur als Mittagsrohr vollständig bewährte. — Wenig später 
begann, auf Anregung von Bessel, auch Reichenbach sich mit dem Bane solcher 
Instrumente zu beschäftigen, und wusste denselben in allen Teilen so zu ver 
vollkommnen, dass der von ihm 1819 für Königsberg gelieferte dreifüssige 
Meridiankreis alle Erwartungen übertraf, ja veranlasste, dass sich nach und 
nach fast alle grossem Sternwarten des Kontinentes mit solchen „Reichen- 
bach’schen Meridiankreisen“ auszurüsten suchten. — Dass sowohl Repsold als 
Reichenbach bei ihren Konstruktionen nicht nur von den Fortschritten profi 
tierten, welche die Präcisionsmechanik den Ramsden, Cary, etc. verdankte, 
sondern namentlich auch von den Ratschlägen, welche sie von den ausübenden 
Astronomen erhielten, darf ebensowenig vergessen werden, als dass letztere 
ohne die ihnen durch die Mechaniker gelieferten Mittel die sie auszeichnenden 
Leistungen kaum zu Stande gebracht hätten. — e. Dass weder die Reichenbach 
und Repsold, noch vollends die neuere Zeit, bei diesen ersten Erfolgen stehen 
blieben, ist selbstverständlich; so wurde z. B. die wünschbare Symmetrie durch 
Anbringen eines zweiten, zugleich zum Klemmen oder mittelst grober Teilung 
zum Einstellen dienenden Kreises bewirkt, — die das Umlegen erschwerende 
ältere Balancierung (376) durch eine mittelst Rollen von unten wirkende er 
setzt, — für den „Beobachtungsstuhl“ und den in einen Wagen umgeänderten 
„Umlegeapparat (376)“ zwischen den Pfeilern eine kleine Eisenbahn gelegt, — 
die mikroskopische Ablesung allgemein eingeführt, — zur Beleuchtung von 
Faden und Ablesestellen das Glühlicht angewandt, — etc., wie dies zum Teil 
noch im folgenden näher zu besprechen sein wird. 
55? 8. Das Fadennetz und seine Beleuchtung. — Das 
Fadennetz des Meridiankreises weicht von dem gewöhnlichen Faden 
kreuze insofern ab, dass der Horizontalfaden meistens durch zwei 
nahe Parallelfaden ersetzt ist, zwischen welche der Stern eingestellt 
wird, — dass sich ferner zu beiden Seiten des Vertikalfadens noch
	        
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