XV. Die relativen Messungen.
Schaffen und Streben ist Gottes Gebot, — Arbeit
ist Leben, Nichtsthun der Tod. fVenedcy.;
llegiomontans Bestimmungen durch Alignements.
— Die Lage eines Gestirnes kann nicht nur wie im vorhergehenden
Abschnitte absolut, d. h. durch direkte Messung seiner Coordinaten,
sondern sie kann auch relativ, d. h. dadurch erhalten werden, dass
man den Lagen-Unterschied gegen bereits bekannte Sterne er
mittelt. Schon Regiomontan löste diese letztere Aufgabe in der
Weise, dass er die Abstände des nach seiner Lage unbekannten
Gestirnes von zwei bekannten Sternen mass a , — dabei wo möglich
die beiden Sterne so wählend, dass sie mit dem zu bestimmenden
Gestirne in demselben grössten Kreise zu liegen oder mit ihm zu
alignieren schienen b .
Zu JS9: a. Sind a, b und «, ß die bekannten Coordinaten zweier Sterne
A und B, — d, und d 2 aber die gemesse
nen Distanzen eines Gestirnes C von den
selben, so kann man aus den Dreiecken
A P B , A C B und A P C offenbar suc-
cessive AB, <p, 7> — «/', 90° —y und x —a
berechnen, also in der That schliesslich
die gesuchten Coordinaten x und y von
C finden, wie dies schon Regiomontan in
seiner, nachmals durch Schoner in den
„Scripta Regiomontani. Norimberg® 1544
in 4.“ publizierten Abhandlung „De cometse problemata XVI“ lehrte. — b. Sucht
man, z. B. mit Hilfe eines gespannten Fadens, zwei Sterne A und B auf,
welche mit C in einer Geraden zu liegen scheinen, so wird die Rechnung sehr
vereinfacht und in AB = d, + d 2 eine Probe für Messung und Rechnung er
halten, dagegen die Auswahl der Sterne wesentlich beschränkt, so dass Regio
montan z. B. zur Bestimmung des Kometen von 1472 (vgl. 280) für gut fand,
von dieser Vereinfachung Umgang zu nehmen. — Noch bleibt beizufügen, dass
Regiomontan und Walther bei Anwendung dieser Methode die Distanzen mit
dem Bacillus astronomicus (vgl. 433) bestimmten, während Landgraf Wilhelm
und Tycho, welche bei ihren Ortsbestimmungen (373) diese Methode ebenfalls
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