389
— Regiomontans Bestimmungen durch Alignements. —
123
vielfach anwandten, und ebenso Biirgi bei der wichtigen Marsbeobachtung,
welche er (89) in der Frühe des 23. Dezember 1590 machte, den Baculus mit
dem grössere Genauigkeit bietenden Quadranten vertauschten.
Die Methode von Mästlin. — Neben der Methode
von Regiomontan ist die bei Anlass des Wundersternes von 1572
(vgl. 287) durch Michael Mästlin eingeführte, jede Anwendung von
Instrumenten ausschliessende und sonnt reine Alignements-Methode
zu erwähnen, bei welcher der Ort eines Gestirnes aus den Coordi-
naten zweier Sternpaare berechnet wird, deren jedes mit ihm in
einer Geraden zu stehen scheint a . Es besitzt diese Methode noch
für unsere Zeit, allerdings namentlich für nachträgliche Ausnutzung
älterer Angaben, eine gewisse Bedeutung, und es sind darum die
betreffenden Rechnungsvorschriften auch von neuern Mathematikern
wiederholt revidiert worden b .
Zu 390: a. Beim Auftreten des Wundersternes von 1572 war Mästlin noch
fein junger Theologe ohne Anstellung und Instrumente, und da er dennoch die
Lage der Nova E zu bestimmen wünschte,
so suchte er mit einem gespannten Faden
zwei Sternpaare A, B und C, D auf, welche
mit ihr je in einer Geraden zu liegen schienen,
und bestimmte sodann aus deren Coordi
nateli diejenigen von E durch Rechnung,
indem er sich nach und nach durch die Drei
ecke BHA, JBG, CHD, CFK, FEG
und EFL durcharbeitete, was allerdings
nicht weniger als 43 Eingänge in die Tafeln
erforderte. — Seine betreffende, von 1573 III 4 datierte Flugschrift „De
monstratio astronomica loci stellse novse“ scheint sich jedoch nur dadurch
erhalten zu haben, dass sie von Tycho in seine „Progyinnasmata (p. 544—48)“,
von Adr. Metius in seine „Universal astronomiae institutio. Franeckerce 1C05
in 8.“ aufgenommen wurde, und aus letzterer Schrift „in einfaltig Teutsch
vertirt“ in das 1619 von „Mathaeus Beger, Mathematophilus Reitlingensis“
publizierte Schriftchen „Problema astronomicum. Die Situs der Sternen, Pla
netarum und Cometarum zu observiren ohne Instrumente, allein mit einem
geraden Lineal oder Faden (s. 1.). 8 S. in 4.“ überging. — Es bleibt beizu
fügen, dass dieses scheinbar so primitive Verfahren, welches z. B. noch von
Jak. Bernoulli „auss Mangel dazu gehöriger Instrumente“ auf den Kometen
von 1680 angewandt wurde, ganz brauchbare Resultate ergab, — ja, wie sich
schon Tycho überzeugte, sogar bessere als die meisten der von Vorgängern
und Zeitgenossen gemachten Messungen von
Höhe und Azimut, von blossen Aufzeichnungen
à vue gar nicht zu sprechen. — b. So z. B.
hat Olbers in seiner Note „Den Ort eines Ge
stirnes aus beobachteten Alignements zu finden
(Beri. Jahrb. 1822)“ folgenden Weg einge
schlagen : Bezeichnen a, a' und «, u die Rek-
tascensionen, d, d' und ä, <V aber die Deklina
tionen der ihrer Lage nach als bekannt voraus-
H