Full text: Theorie der Instrumente und Messungen (3. Halbbd.)

406 — Die Uhrvergleichung durch gleichzeitige Erscheinungen. — 149 
seiner Schrift „Über die Bestimmung der geographischen Lage durch Stern 
schnuppen. Hamburg 1802 in 8.“ neuerdings auftrat, praktisch nicht besonders 
bewährt. — c. Zur momentanen Längenbestimmung auf Reisen versahen sich 
schon die alten Seefahrer mit Tafeln (Kalender, Ephemeriden), in welchen 
für einen bestimmten Ort die Mondsfinsternisse auf Jahre hinaus nach der Zeit 
ihres Eintreffens angegeben waren : So besassen Christoph Columbus und 
Amerigo Vespucci die für Nürnberg auf 1474—1506 gestellten Ephemeriden 
von Regiomontan, so soll auf dem Geschwader Magellans ein auf „Abraham 
F. R. Schemuel Zacut, Tabulse motuum coelestiura. Venetiis 1496 in 4.“ ge 
gründeter Kalender benutzt worden sein, so mögen sich wieder andere an die 
von Apian in seinem „Cosmographicus über. Landishuti 1524 in 4.“ für 1523 
bis 1570 gegebene Tafel der Finsternisse gehalten haben, etc. : aber alle diese 
Hilfsmittel waren noch so unzuverlässlich, dass sie Fehler von abenteuerlicher 
Grösse veranlassteu, und so erhielt z. B. Columbus aus der Mondfinsternis von 
1504 II 29, durch deren Voraussage er bekanntlich auf Jamaika den Ein- 
gebornen so ungemein imponierte, für seinen Lagerplatz 108 3 / 4 ° westliche Länge 
von Cadix, während er nur etwa 70° hätte finden sollen. Überdies waren die 
Mondfinsternisse viel zu selten, um dem Bedürfnis der Seeleute genügen zu 
können, und so suchte man fortwährend nach andern Mitteln, wobei ausser 
den unter den folgenden Nummern zu behandelnden namentlich auch die 
Boussole herbeigezogen wurde, wie ich dies schon früher (154) andeutete und 
jetzt noch durch Anführung der Schrift „Guillaume de Nautonier, Mécométrie 
de l’eymant, ou manière de mesurer les longitudes par le moyen de l’eymant. 
Paris 1603 in fol.“ belegen will. Da jedoch alle diese Mittel, so gut einzelne 
derselben principiell waren, sich damals praktisch noch nicht bewährten, so 
wurde es begreiflich lebhaft begriisst, als Galilei nach Entdeckung der Jupiters 
monde darauf hinwies, dass die Beobachtung ihrer rasch wechselnden Stellung 
und ihrer häufigen Verfinsterungen die gesuchte Lösung des Problemes der 
Meereslänge ergeben dürfte. Nachdem sodann N. CI. Fabrice de Peiresc (Beau- 
gensie in Provence 1580 — Aix 1637 ; Parlamentsrat in Aix) aus den vor 
handenen Beobachtungen die Umlaufszeiten jener Monde ermittelt hatte, erfand 
derselbe eine „mechanische Theorie“, nach welcher er fortwährend ihre gegen 
seitige Stellung auffinden konnte, und glaubte nun, dass durch Beobachtung 
derselben Konfigurationen an verschiedenen Orten eine brauchbare Längen 
vergleichung erhältlich sein dürfte; leider entsprachen jedoch die Versuche, 
für welche man unter anderm einen Beobachter bis Aleppo sandte, seinen 
Erwartungen gar nicht, und als er überdies hörte, dass sich Galilei selbst mit 
der Ausnutzung seiner Entdeckung beschäftige, iiberliess er diesem das weitere. 
Dieser letztere setzte sich in der That bald darauf durch Vermittlung seines 
Freundes Elie Diodati (Genf 1576 — Paris 1661; Advokat am Parlament zu 
Paris) mit den Holländern in Verbindung, welche ihm sodann Martin Hortensius 
(Delft 1605 — Amsterdam 1639; Prof, rnatli. Amsterdam) und Willem Blaeu 
zusandten, um bei Beobachtung der Satelliten und bei Erstellung betreffender 
Tafeln behilflich zu sein ; aber die Erblindung liess den Greisen das angestrebte 
Ziel nicht erreichen, und auch Vincenzo Reinieri oder Renieri (Genua 1590? — 
Florenz 1648; Schüler Galileis und später Prof, rnatli. Pisa), dem er die Fort 
setzung der Beobachtungen Überbunden hatte, konnte das beim Erscheinen 
des ersten Bandes seiner „Tabulse motuum coelestium universales. Fiorenti* 
1639—47, 2 Voi. in 4.“ gegebene Versprechen, Satelliten-Tafeln zu liefern, 
nicht einlösen. Da auch die früher von Marius in seinem „Mundus jovialis-
	        
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