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— Die Geodäsie. —
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obachtungen von Mondculminationen nutzbar gemacht werden könn
ten"; aber dennoch dürfte William Baffin als der Erste zu be
zeichnen sein, welcher die rasche Bewegung des Mondes in llektas-
cension in praktischer Weise zu verwerten wusste— ja dessen
noch etwas rohes Verfahren wurde erst im Laufe des 18. Jahr
hunderts nach und nach durch die Jonchere, Chabert, Toaldo, Pigott,
etc. vervollkommnet 0 , — um sodann im Anfänge des laufenden
Jahrhunderts durch Nicolai seine definitive Gestaltung zu erhalten' 1 .
’Miii 40#: n. Das von Orontius Finäus in seiner Abhandlung „De invenienda
longitudinis locorum differentia, aliter quam per lunares eclipses. Lutetiae
1544 in fol.“ vorgeschlagene, jedoch nur an fingierten Beispielen durchgeführte
Verfahren war nicht nur noch ebenso roh als dasjenige von Vespucci (407),
sondern sogar zum Teil unrichtig, so dass man ihn hier kaum zu erwähnen
hätte, wäre es nicht (vgl. Peschei 3G7) wahrscheinlich, dass er später seine
Methode etwas verbesserte und zu Gunsten derselben in dem Werke „De mundi
sphaera, sive Cosmographia. Parisiis 1555 in 4. (lib. 5, cap. 3)“ vorschlug, die
Mondculminationen für den Pariser Meridian vorauszuberechnen. — Bedeutend
verfeinert tritt unsere Methode in der beiläufig schon mehrmals erwähnten
Schrift „Christoff Puehler (Syclas in Ungarn 1500? — Passau 1570?; Schüler
von Tannstetter), Ein kurtze und gründliche anlaytung zu dem rechten ver
stand Geometrise. Dilingen 1563 in 4. (mit Dedikation von 1561 II 9 an Abt
Bartholomeo zu Allerspach, in der Puehler sagt, dass er vor 4 Jahren, also
1557, „mit grosser und beschwerlicher Kranckheit heimgesucht“ worden sei)“
auf: Puehler beobachtete nämlich 1557 X 10 (also wohl angeblich, da er in
jenem Jahr schwer krank darnieder lag)
auf einer unter 14" Breite gelegenen
(nicht genannten) Insel, dass bei Cul-
mination des Mondes der Deklinations
kreis des Sternes y Orionis nur G° 50'
östlich vom Meridiane stand, während
nach den Ephemeriden dieser Abstand
bei Culmination des Mondes in Passau
bereits 9° 47' betragen haben musste;
es war also der Mond von der Insel
bis Passau um 2 0 55' zurückgeblieben.
Unter Annahme, dass sich die Sonne zwischen zwei Culminationen um 57' gegen
die Sterne verspäte, der Mond aber in einem Sonnentage um 15° 22', be
stimmte er sodaun die Längendifferenz x aus der Proportion 15° 22': 3G0" 57' =
2° 55':x, d. h. setzte x = 68° 31', wie es etwa für eine Insel im Meerbusen
von Bengalen passen würde. — Ganz in ähnlicher Weise ging Johannes Krabbe
(Münden 1560? — Wolfenbüttel 1630?; fürstl. braunschw. wolfenb. Geometer)
in Cap. 45 seiner Schrift „Neues Astrolabium samt dessen Nutzen und Gebrauch.
Wolfenbüttel 1608 in 4. (auch 1609 und 1625)“ vor, zur Erläuterung ebenfalls
eine 1584 XI 7 auf einer fernen Insel gemachte Beobachtung fingierend. —
Anhangsweise mag beigefügt werden, dass in der Schrift „Marci de Kronland,
De longitudine s. differentia inter duos meridianos una cum motu vero lunse
inveniendo ad tempus datae observationis. Pragae 1650 in 8.“, neben der Be
stimmung der Länge durch Finsternisse, namentlich auch proponiert wird, an