Full text: Theorie der Instrumente und Messungen (3. Halbbd.)

188 
— Die Geodäsie. — 
422 
dasselbe zwischen zwei Beobachtimgsserien eine Viertelstunde weit spazieren 
führte, ist ja natürlich geradezu lächerlich. — Die Azimutalbestimmuug aut 
Kittis bestand darin, dass man das über dem Stationspunkte aufgestellte 
Passageninstrument abwechselnd in die Vertikale der benachbarten Signale 
brachte, — an der Uhr, welche täglich durch korrespondierende Höhen der 
Sonne auf wahre Zeit reguliert wurde, die Durchgangszeit des Sonnencentrums 
durch Beobachtung der beiden Ränder, somit den Stundenwinkel der Sonne 
bestimmte, — endlich aus diesem letztem, der den Tafeln entnommenen Sonnen 
deklination und der vorläufig zu 66° 48' 20" angenommenen Polhöhe jeweilen 
das Azimut berechnete. — e. Aus einer ersten Kombination von Dreiecken 
erhielt Maupertuis die Distanz des Kittis vom Parallel von Tornea x = 54040*,39, 
aus einer zweiten x = 54944*,76, so dass er im Mittel x = 54942*,57 anzu 
nehmen hatte. Da nun aber der Aufstellungsort des Sectors in Tornea um 
73*,74 südlicher, und derjenige auf Kittis um 3*,48 nördlicher als der be 
treffende Dreieckspunkt war, so mussten offenbar noch diese beiden Distanzen 
zugefügt werden ; ferner war nach der Rechnung von Maupertuis die Ent 
fernung von Tornea zum Meridiane von Kittis y — 3149*,5, und für diese er 
gab sich ihm unter q> — 65° 51' noch ein Zuschlag Ax = 3*,38, wie ein solcher 
in der Tliat, da aus 421 : 1, 2 
Ax - ß ' • Si2 ? . y 2 • SUl" y*-Tgy-Si 1" 
ö Sil" 4 g' 2 • Co 2 qt> 2 g' 
folgt, wenn (421) g' = g : 3600 = 15*,84 gesetzt wird, wirklich hervorgeht. Es 
war also schliesslich die der Amplitude 0° 57' 26",93 entsprechende Distanz 
x' = 55023\47, woraus für die mittlere Breite von 66° 20' die Gradlänge 
57466*,8 folgte, welche dann allerdings (423) etwas später noch auf 57437*,9 
herabgemindert wurde. — /. Maupertuis gab als sofortiges Resultat seiner 
Messung und Rechnung den Satz: „Le degré du méridien qui coupe le cercle 
polaire, surpassant le degré du méridien en France, la Terre est un Sphé- 
roide applati vers les Pôles“. — Für weitern Detail vgl. die beiden Schriften 
„Maupertuis, La figure de la terre déterminée par les observations de Mss. 
de Maupertuis, Clairaut, Camus, Le Monuier et Outhier, accompagnés de Mr. 
Celsius: faites par Ordre du Roi au cercle polaire. Paris 1738 in 8. (2 éd. 
Amsterdam 1738; engl. London 1738; deutsch durch Sam. König, Zürich 1741; 
lat. durch A. Zeller, Lipsiæ 1742), — und: Outhier, Journal d’un voyage au 
Nord en 1736 et 1737. Paris 1744 in 4.“ 
493. Die Resultate und die dadurch vcraulassten Nach 
messungen. — Als Maupertuis, mit Hilfe von schon früher durch 
ihn aufgestellten Beziehungen ", die oben (422) einander gegenüber 
gestellten Wertepaare genauer miteinander verglich und dabei die 
starke, ja ausserhalb die (419) durch die Theorie festgestellten 
Grenzen fallende Abplattung « = l / Ui fand, wurde er stutzig und 
ordnete zur Verifikation seines Grades einige neue Beobachtungen 
und Rechnungen an, welche jedoch nur zu kleinen Abänderungen 
führten folglich ihn insoweit beruhigten, dass er nicht nur seine 
Rückreise antrat und im August 1737 einen solennen Einzug in 
Paris hielt °, sondern über die frühem Arbeiten der Cassini mit so 
heissendem Spott herfiel, dass diese sich entschlossen, die Messungen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.