Full text: Theorie der Instrumente und Messungen (3. Halbbd.)

423 — Die Resultate und die dadurch veranlassten Nachmessungen. — 191 
Grade die Abplattung '/ )78 fand. — f. Es waren also immer noch bedeutende 
Widersprüche vorhanden, zu deren Aufklärung eine Ober-Expertise wünschbar 
erschien, welche durch zwei unabhängig von einander arbeitende Gruppen von 
Akademikern ausgefübrt werden sollte. Als jedoch die erste Gruppe (Bouguer, 
Camus, Cassini de Thury und Pingré), gestützt auf eine neue Basismessung 
für die Distanz der Kirchtürme von Montlehéri und Brie-Comte-Robert den 
Wert 13108*,05 erhielt, welcher fast genau mit den durch Cassini-Lacaille ge 
fundenen 13108*,32 übereinstimmte, während er von dem durch Maupertuis nach 
Picard übernommenen Werte 13121,5 um l°/ 00 abwich, so schien dies so ent 
schieden zu Gunsten der Arbeit von Cassini-Lacaille gegenüber derjenigen 
von Picard-Maupertuis zu sprechen, dass diese Gruppe ihre Arbeiten alsbald 
sistierte, — die zweite Gruppe (Godin, Clairaut, Lemonnier und Lacaille) gar 
nicht in Thätigkeit trat — und die bestehende Differenz dadurch erklärt wurde, 
dass Maupertuis auch die ganze geodätische Distanz um 1% 0 zu gross an 
genommen, und überdies mutmasslich die Amplitude um 3 bis 4" zu klein ge 
funden habe. Vgl. für weitern Detail „Bouguer, Opérations faites par ordre 
de l’Académie pour la vérification du Degré du méridien compris entre Paris 
et Amiens. Paris 1757 in 8. (auch Mém. Par. 1754)“. — </. Gegen Ende des 
vorigen Jahrhunderts machte Daniel Melanderhjelm (Stockholm 1726 — ebenda 
1810; Prof. astr. Upsala und Akad. Stockholm) darauf aufmerksam, dass es 
wiinschbar wäre, auch den lappländischen Grad zu verifizieren, und infolge 
davon erhielt Jöns Svanberg (Neder-Kalix bei Tornea 1771 — Upsala 1851; 
Prof, matli. et astr. Upsala) den Auftrag, diese Arbeit mit Hilfe der schwedi 
schen Geodäten Öfverbon, Holmquist und Palander sofort auszuführen. Er mass 
seine Basis mit Hilfe von aus Paris bezogenen Etalons nahe an derselben 
Stelle wie Maupertuis, — behielt auch dessen Dreiecksnetz zwischen Tornea 
und Kittis im wesentlichen bei, — verlängerte jedoch dasselbe südlich durch 
vier neue Dreiecke bis Mallörn, nördlich durch drei neue Dreiecke bis Pahta- 
wara, — und erhielt nun das Resultat, dass einer Amplitude von 1° 37' 19",566 
eine Distanz von 92777*,981 entspreche, folglich dem Grade der oben gegebene, 
um volle 242* kleinere Wert beizulegen und etwa anzunehmen sei, es habe 
Maupertuis den geodätischen Abstand der Parallele von Tornea und Kittis um 
22Yj* zu gross, dagegen die entsprechende Amplitude um 10-/3" zu klein er 
halten. Vgl. für weitern Detail die Schrift „Svanberg, Exposition des opérations 
faites en Lapponie en 1801—3 pour la détermination d’un arc du méridien. 
Stockholm 1805 in 8.“ — h. Sobald das eben mitgeteilte Ergebnis bekannt 
wurde, taxierte man ohne weitere Prüfung die frühere Arbeit als eine schlechte, 
ja stellte Maupertuis selbst vielfach als einen Windbeutel hin, von dem man 
eigentlich nichts Besseres habe erwarten können, — und erst Rosenberger 
(A. N. 121 von 1827) und Hansen (A. N. 202 f. von 1831) leiteten eine ge 
rechtere Beurteilung ein, indem sie als Resultat gründlicher Untersuchung 
darlegten, dass die Arbeit der Akademiker im allgemeinen eine sorgfältige 
gewesen sei, — dass sie keine grossem Fehler zeige als die bei den damaligen 
Hilfsmitteln unvermeidlichen, — und dass die Differenz in der Amplitude sich 
wohl nur durch lokale Störungen auf Kittis erklären lasse, welche sich 
hei Maupertuis geltend machten, während sie bei Svanberg ohne Einfluss blieben, 
da er auf Kittis selbst keine astronomischen Bestimmungen ausführte, sondern 
die an entlegenen andern Punkten gemachten geodätisch auf denselben über 
trug. — So sehr ich nun damit einverstanden bin, dass Maupertuis und seine 
Gehilfen eine Ehrenrettung verdienen, so möchte ich doch nicht fast alle Schuld
	        
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