Full text: Theorie der Instrumente und Messungen (3. Halbbd.)

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Die Theorie der Instrumente. — 
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Bild 
Faden 
Auge 
1669 zur Empfehlung des Fernrohrs als Visiermittel seine „Description of the 
dioptrie telescope“ zusandte, antwortete er, dass er seine Beobachtungen für 
ebensogut als die von Hooke mit dem Fernrohr gemachten halte. Dies ver 
dross Hooke und er sprach sich 1674 in sog. „Animadversiones“ in so arroganter 
Weise über den im Vorjahre erschienenen ersten Teil der „Machina coelestis“ 
aus, dass sich Hevel ernstlich beleidigt fühlte und die Boy. Society ersuchte, 
den Sachverhalt durch eines ihrer Mitglieder prüfen zu lassen. Die Wahl fiel 
auf den jungen Halley, der hierauf mit Hooke’schen Instrumenten nach Danzig 
reiste und dort von 1679 V 26 bis VII 18 an der Seite von Hevel vergleichende 
Beobachtungen anstellte, deren unerwartetes Kesultat darin bestand, dass 
Halley erklären musste, es beobachte Hevel mit blossem Äuge und seinen Dioptern 
ebensogut als er mit seinem Fernrohr. Für weitern Detail auf „Hevel, Annus 
climactericus. Gedani 1685 in fol.“ und die Pli. Tr. von 1685 verweisend, be 
merke ich noch, dass somit die Diopter, dank dem scharfen Auge und der 
seltenen Beobachtungsgabe von Hevel, ihren Kückzug in ehrenvollster Weise 
antreten konnten. — f. Auf die Kollimation werde ich in 350 näher eintreten; 
dagegen mag schon hier in Beziehung auf die, eine sichere Visur verhindernde 
Fadenparallaxe, bemerkt werden, dass dieselbe entsteht, wenn die Fadenplatte 
nicht genau mit der Bildebene des Objektives zusammenfällt. 
Es wird nämlich in diesem Falle offenbar, wenn man das 
Auge vor dem Okulare hin- und herbewegt, der Faden oder 
das Bild mit dem Auge zu gehen scheinen, je nachdem die 
Fadenplatte ferner oder näher als die Bildebene ist. Sobald 
man aber hierüber ins klare gekommen, hat es keine Schwierigkeit, diese 
Fehlerquelle zu verstopfen, da an jedem Instrumente schon durch den Me 
chaniker dafür gesorgt wird, dass man die Fadenplatte etwas verschieben kann. 
— <j. Die Fadenkreuze von Auzout und Picard bestanden (wie bei Gascoigne) 
aus Haaren (cheveux), — während La Hire die Verwendung von feinen Glas 
faden empfohlen haben soll, — Rost 1727 entweder einen „subtilen Seiden 
faden“, oder ein „Menschenhaar“, oder noch besser (mit Malvasia) einen 
„silbernen Drat“ angewandt wissen wollte, — Brander häufig (vgl. seine „Be 
schreibung des Planisphærium astrognosticum æquatorialis. Augsburg 1775 in 8.“ 
und unsere 300 : a), statt Faden, Gläser mit eingeritzten Linien verwendete, — 
und endlich Felice Fontana (Pomarolo im Tirol 1730 — Florenz 1805; Prof, 
phys. Pisa, dann Dir. Mus. Florenz) in seinem „Saggio del real gabinetto 
di fisica et di storia naturale. Roma 1775 in 4.“ die Einführung von Spinne 
faden beliebte. Von letzterm Vorschläge nahm Brander (vgl. Verz. 259) alsbald 
Notiz, — namentlich aber wurde er von Rittenhouse (vgl. dessen Schrift von 
1786 in 166 :a), sowie etwas später von Troughton und Zach sehr lebhaft be- 
griisst, und man liest B., wie mir Guillaume Bigourdan (Sittels in Tarn et 
Garonne 1851 geb.; Obs. Toulouse und Paris) freundlichst mitteilte, in dem 
Beobachtungsbuche von Flaugergues im Mai 1805 die bezügliche Note: „M. le 
Baron de Zach, lors de son passage à Donzère, me conseilla de garnir mes 
instruments avec des fils d’araignée qui sont bien plus fins que ceux de cocons 
et.beaucoup plus élastiques, et il m’enseigna la manière de les placer: il faut 
pour cela les coller par les deux bouts aux branches d’un compas; on écarte 
ensuite ces branches peu à peu jusqu’à ce que le fil soit tendu au point d’être 
près de se rompre; on l’applique alors sur le diaphragme et le fixe avec du 
mastic“. Es verbreitete sich sodann diese Anwendung der Spinnefaden in 
UUserm Jahrhundert fast allgemein, teils wegen derer relativ grosser Dauer-
	        
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