Full text: Theorie der Instrumente und Messungen (3. Halbbd.)

338 
— Die altern Ablesemittel. 
35 
statt geradlinigen Transversalen, durch das Centruin gehende Transversal 
kreisbogen angewandt werden sollten, — dass aber praktisch dadurch nichts 
Besseres erreicht würde. 
«13S)a Der Vernier. — Im Laufe des 17. Jahrhunderts machte 
der von Pierre Vernier eingeführte „Secteur mobile“, d. h. ein mit 
dem Index verbundener, also mit ihm an dem geteilten Kreise 
herumgeführter Ililfsbogen, auf welchem n ! 1 Teile der Haupt 
teilung in n Teile abgeteilt, und somit Differenzen sichtbar gemacht 
werden, welche 7 n eines Teiles der Hauptteilung und seinen Viel 
fachen entsprechen, den Transversalen immer grössere Konkurrenz, 
um letztere schliesslich ganz aus dem Felde zu schlagen a . Diese 
früher fälschlich „Nonius“, jetzt fast allgemein Vernier genannte, 
auch auf geradlinige Scalen übergetragene Hilfsteilung h bildet noch 
immer, wenn auch bei grossem Kreisen meist in Verbindung mit 
dem sofort zu beschreibenden Ableseinikroskope, unser Hauptmittel 
um sichere und genaue Ablesungen zu erhalten c . 
Zu 339: a. Pierre Vernier machte nämlich in seiner Schrift „La con 
struction, l’usage et les propriétés du quadrant nouveau de mathématiques. 
Brusselles 1631 in 8.“, für deren Detail ich auf Mitth. 33 von 1873 verweise, 
den Vorschlag, einem geteilten Quadranten einen beweglichen Hilfssector 
beizugeben, auf welchem ein n + 1 Teilen der Hauptteilung entsprechender 
Bogen nur in n Teile zerlegt sei; speciell wählte er für einen in Halbgrade 
geteilten Quadranten von ein Fuss Radius einen Hilfsbogen, dessen Länge 
31 Halbgrade betrug, und teilte denselben nur in 30 Teile, so dass ein Hilfs 
teil um */ 30 länger als ein Hauptteil war, also vergleichungsweise eine einzelne 
Minute gegeben wurde, und man bei irgend einer Stellung des Index nur zwei 
zusammenfallende Striche der beiden Teilungen aufzusuchen brauchte, um 
zu wissen, wie viele Minuten man dem abgelesenen Halbgrade beizufügen habe. 
— Schon Jean-Bapt. Morin zog in seiner „Longitudinum scientia. Parisiis 
1634 in 4.“ den neuen Vorschlag beifällig in Betracht, und mehr und mehr 
befreundeten sich auch andere damit, so dass die Transversalmethode immer 
seltener zur Verwendung kam und im 18. Jahrhundert nur noch ausnahmsweise 
(vgl. Verz. 40 und 304) gebraucht wurde. — b. Wenn auch der Grundgedanke 
von Vernier demjenigen von Nonius verwandt war, so ist es doch offenbar 
ganz unzulässig, in dem unpraktischen Vorschläge dieses letztem die Be 
rechtigung finden zu wollen, dem so nützlichen Hilfsbogen des erstem den Namen 
L> ,.- \90° a „Nonius“ beilegen zu wollen, während ihm der 
Name „Vernier“ ganz gut steht, jedenfalls noch 
eher mit „Clavius“ vertauscht werden könnte. 
Clavius teilte nämlich in seiner „Geometria 
practica. Roma 1604 in 4.“ (auch Opera II) mit, 
dass Jak. Curtius, mit welchem er zur Zeit, 
wo dieser als kaiserlicher Legat beim Papste 
in Rom stand, viel verkehrte, die theoretisch 
ganz hübsche Idee gehabt habe, den Vorschlag 
von Nonius dadurch zu verbessern, dass man 
jeden Hilfsquadrauten um a verlängere und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.