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— Das Planisphärimn und andere graphische Hilfsmittel. —
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auf diese Betrachtung verlegt; wir aber führten es 1 is zum Ende durch, da
das Problem in einer sehr grossen Zwischenzeit vernachlässigt worden war,
indem der grosse Ptolemäus und die göttliche Schule seiner Nachfolger nur
gerade den Gebrauch davon machten, welchen die 16 Sterne darbothen, die
Hipparch auf das Instrument eintrug“, — ja es lässt diese Stelle sogar ver
muten, dass die Schrift „Ptolemsei planisphaerinm“, welche schon um die Mitte
des 12. Jahrhunderts zu Toulouse durch Rudolf von Brügge aus dem Arabischen
übersetzt und unter Beigabe einer um 1200 durch Jordan Nemorarius ver
fassten ähnlichen Schrift in „Valderus, Sphterae atque astrorum ratio. Basileae
1536 in 8.“ aufgenonnnen wurde, dann aber „Venetiis 1558 in 4.“ durch
F. Commandino unter Beigabe eines Kommentars eine korrektere Ausgabe er
hielt, gar nicht von Ptolemäus verfasst, sondern dem Nachlasse von Hipparch
entnommen worden sei. — b. Das Astrolabium planisphaerium besteht aus 4
Hauptteilen: Der Mater astrolabii, dem eigentlichen Planisphaerium, dem Rete
(auch Aranea) und dem Dorsum astrolabii. — Die Mater ist eine vertiefte
Scheibe, in welche das Planisphärimn (fest) gelegt wird, dann das Rete (dreh
bar), und über beide ein Radius (drehbar); sie hat am Rande eine Stunden-
und eine Grad-Teilung. — Das Planisphärium wird in folgender Weise kon
struiert: Man verzeichnet zuerst
einen Kreis, dessen Halbmesser
a b sich nach dem Radius der
Matervertiefung zu richten hat,
— zieht in demselben zwei zu
einander senkrechte Durchmes
ser bb' und ff', — trägt bc =
23'/2° und von dem durch
Ziehen von cf erhaltenen Null
punkte 0 aus, auf dem von a
durch ihn gelegten Kreise teils
23 V 2 °, teils beliebige d, teils
66 y., 0 , — verbindet die be
treffenden Punkte mit h, — er
hält so i, k, 1, — und legt
endlich durch diese Punkte von
a aus neue Kreise: Diese letz
tem stellen nun in Verbindung
mit dem durch 0 gelegten und
dem ursprünglichen Kreise die Projektionen der beigeschriebenen Parallel
kreise vor, während der die beiden Wendekreise berührende Kreis offenbar
die Ekliptik repräsentiert. Ist nämlich ah = 1 und e = 23'/.,°, so entsprechen
der Konstruktion offenbar die Formeln
ai = Tg ‘/2 (90° — e) ak = Tg */ 2 (90 — d)
al = Tg V* e af = Tg </ 4 (90° -f e)
welche mit den für die stereographische Polarprojektion (103) bestehenden
Formeln vollständig übereinstimmen. Um sodann für die Polhöhe einen
Almucantarat der Höhe h zu verzeichnen, wird folgende Vorschrift gegeben:
Man ziehe zu dem Durchmesser ab des Equinoktials in a eine Senkrechte
und verzeichne über dieser von a aus mit beliebigem Radius einen Halbkreis,
welchen man in 360 Halbgrade teile; dann verbinde man die Punkte y> -f- h
und 180° -{-</) — h dieser Hilfsteilung mit a, suche die Mitte h zwischen den