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— Die absoluten Messungen. —
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i£u 3 70: u. Wie schon Günther wieder in Erinnerung brachte, zeigte
z. B. Pet. Apian in seiner Kosmographie unter anderin, wie man aus einer ge
messenen Sonnenhöhe (h) und der wahren Zeit der Beobachtung (dem Stunden
winkel s) bei bekannter Deklination (d) die Polhöhe (cp) mittelst seinen Dreh
scheiben finden könne, was sich auch trigonometrisch leicht ausführen Lässt,
da aus Si h = Si cp • Si d + Co <p • Co d • Co s sofort
Si (<p -j- n) = Si h : m wo Si d = m • Co n , Co d • Co s = m ■ Si n I
folgt, und es sollen sich noch jetzt die Schiffer häufig dieser Methode be
dienen, obschon sie theoretisch, wie Nonius in seinen „Opera cuncta. Basile*
15i>2 in fol. (p. 95)“ hervorhob, wegen dem zweideutigen Sinus angreifbar ist.
— Die von Antoine Parent (Paris 1G66 — ebenda 1716; Akad. Paris) vor
geschlagene „Nouvelle methode de prendre les hauteurs en mer avec une
montre ordinaire (Mem. Par. 1703)“ bestimmte die Polhöhe durch Beobachtung
der Aufgangszeiten (t' und t") zweier Sterne (a', d'; a", d"). Da nämlich
(179) für den Aufgang
so kann man in der Tliat mit Hilfe des durch jene Beobachtung gegebenen
Wertes von As successive nach 4 und 2 zuerst s' und dann auch cp berechnen;
jedoch dürfte allerdings diese Methode mehr als netter Kunstgriff zu bezeich
nen sein, als praktischen Wert besitzen. — Der Litteratur sind beizufügen:
„W. G. Friedrich v. Beitier (Reutlingen 1745 — Mitau 1811; Prof. math. Mitau),
Neue Methode die Polhöhe zu bestimmen (Hindenburgs Archiv 1794; als eine
der ersten ausgiebigen Anwendungen der Fehlergleichungen bemerkenswert),
— C. Th. Anger, Uber die sicherste Bestimmung der geographischen Breite
aus Beobachtungen mit einem Spiegelsextanten oder ähnlichen Instrumente.
Halle 1835 in 4., — Karl Israel-Holtzwart (Fritzlar iu Kurhessen 1839 geh.;
Gymnasiallehrer Frankfurt a./M.), Über die theoretisch möglichen Fälle der
Polhöhenbestimmung (Grünerts Archiv Bd. 65), — Wilhelm Tinter (Jauernig in
östr. Schlesien 1839 geh.; Prof. geod. Wien), Bestimmung der Polhöhe in Wien.
Wien 1880 in 4., — Walter Wislicenus (Halberstadt 1859 geb.; Obs. und Doc.
für Astr. Strassburg), Über einige einfache Methoden der Zeit- und Breiten
bestimmung (A. N. 2958 von 1890), — etc.“ — b. Für diese Bestimmungen
ist auf die Sätze 377—385 zu verweisen.
33 1. Die Lotablenkung. — Dass an jedem Tunkte der
Erde die Lotrichtung eine etwas andere sein werde, als sie unter
Voraussetzung eines homogenen Rotationsellipsoides sein müsste,
und dass namentlich benachbarte grosse Gebirgsmassen eine merk
liche Ablenkung veranlassen dürften, konnte nach Entdeckung der
allgemeinen Gravitation niemand verborgen bleiben, der sich mit
betreffenden Fragen beschäftigte. Dagegen gehört es zu den vielen
Verdiensten von Bouguer, dass er während seines Aufenthaltes in
Peru (421) eine erste wirkliche Bestimmung einer solchen Lot
Co s' = — Tg d' • Tg cp
Co s" = — Tg d" • Tg cp
3
wo As = s“ — s' = 15 [t" — t' — (a" —a')] 3
wo Tg x = Tg d' • Co A s
4