Full text: Theorie der Instrumente und Messungen (3. Halbbd.)

372 — Die altern Methoden zur Bestimmung der Sterncoordinaten. — 93 
und so musste später Hipparch die durch seine Vorgänger bestimmten Längen 
um 15° vermindern, um sie den durch ihn selbst erhaltenen vergleichbar zu 
machen. — c. Aus dem Almagest geht bloss hervor, dass die Erstgenannten 
einzelne Sterne mit den Equinoktialpunkten verglichen, und von einer grossem 
Reihe von Sternen die Deklinationen bis auf Bruchteile von Graden bestimmten, 
— ob sie dafür bereits Armillen und überhaupt die von Hipparch, laut seinem 
Kommentar zu Aratus, benutzten Methoden an wandten, ist nicht sicher, wenn 
auch nicht unwahrscheinlich, nur würden sie in diesem Falle statt der ihnen 
noch nicht möglichen Rechnung sich durch Konstruktion auf dem Globus ge 
holfen haben. — d. Der Hauptübelstand bei dieser Methode war, dass der 
raschen Veränderung der Rektascension des als Vermittler zwischen Sonne 
und Stern dienenden Mondes kaum genügend Rechnung getragen werden konnte, 
und so zog man diesem später Venus oder Jupiter vor, welche bei besonders 
günstigen Konstellationen mit scharfen Augen zuweilen neben der Sonne ge 
sehen werden konnten: Eine Tagesbeobachtung der Venus Avnrde (453) späte 
stens 1489 III 7 in Nürnberg, eine ebensolche Jupiters (vgl. Mittli. 44 von 1877) 
1585 I 24 in Kassel gemacht. — Von dem durch Ptolemäus konstruierten In 
strumente zur direkten Bestimmung der Längen und Breiten der Sterne wird 
später (386) gesprochen werden. 
37 3. Die Methoden von Tycho und Landgraf Wilhelm. 
— Da Landgraf Wilhelm, und bald darauf auch Tycho, mit Recht 
fanden, dass die Bestimmung der Sterncoordinaten mittelst der 
Armillarsphäre etwas strengeren Anforderungen nicht genüge, so 
gingen sie dafür in etwas anderer Weise vor, und zwar berechnete 
Tycho die Deklinationen der Gestirne unter Voraussetzung der Pol 
höhe aus den mit dem Azimutalquadranten (349) bestimmten Höhen 
und Azimuten derselben, ihre Rektascensionsunterschiede aber aus 
diesen Deklinationen und den mit einem Quadranten (346) ge 
messenen scheinbaren Distanzen", — während Wilhelm die Dekli 
nationen vorzugsweise mittelst der Polhöhe aus den Culminations- 
höhen und die Rektascensionsunterschiede aus den Culminations- 
zeiten ableitete, nur zur Kontrole ähnliche Verfahren wie Tycho 
benutzend h . Eine erste Rektascension wurde von diesen beiden 
Astronomen wie früher aus der Deklination der Sonne berechnet 
— zum Übertrage auf die Sterne von Tycho ebenfalls wie früher 
zunächst der Mond, von Wilhelm zum Teil auch die Uhr benutzt, — 
und es entstanden so schliesslich zwei nahe gleichwertige Stern 
verzeichnisse, welche sich in schönster Weise kontrolierten d . 
r Mj 11 SSS: a. Tycho leitete, unter möglichster Berücksichtigung der Re 
fraktion (453), nach seiner wegen Mangel von Schlussformeln und Logarithmen 
sehr mühsamen aber korrekten Methode, vorerst aus siebenjährigen, mit Hilfe 
von Longomontan erhaltenen Beobachtungen, die Positionen von « Arietis und 
20 andern Fundamentalsternen mit möglichster Schärfe ab, und schloss dann an 
diese die übrigen Fixsterne, sowie auch die Wandelsterne an. Er erhielt so 
ausser dem noch unten (d) zu beschreibenden Sternkataloge das kostbare Ma 
terial, aus welchem die genauere Kenntnis der Mondbahn und der Bewegung
	        
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