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II. Phenole.
Krystalle, rechtwinklige Leisten (60—80 ,</) mit mittelstarker Polari
sation und gerader Auslöschung, am Rande des Probetropfens Fächer
von dünnen, mehr oder weniger verzweigten Stäbchen (150—200 ¡u).
Orthokresol zeigt ähnliche Reaktion mit p-Nitrosodimethylanilin.
d. Salpetersäure wirkt auch in ziemlich starker Verdünnung
nitrierend. Durch Abdampfen mit verdünnter Salpetersäure entsteht
Trinitrophenol (Pikrinsäure), welches mit Wasser eine klare hellgelbe
Lösung giebt. Durch Abdampfen mit Ammoniak entstehen gelbe
Dendriten von Ammoniumpikrat, und aus diesem durch Zusatz von
Wasser und Thallonitrat schwerlösliche Spiefse und schiefwinklige
Dendriten von Thallopikrat, stark polarisierend und in reflektiertem
Licht citronengelb gefärbt (Unterscheidung von Kresolen). Mit Phenol
sulfonsäuren giebt Salpetersäure eine rötliche Färbung, die indessen
nach einigen Sekunden der gelben Farbe des Trinitrophenols Platz
macht. Auch hierin zeigen die Kresole ein anderes Verhalten.
e. Spuren von Phenol können als grünlichblaues kupferglänzendes
Indophenol abgeschieden werden durch Zusatz von Dimethyl-p-
Phenylendiamin (p-Amidodimethylanilin) und Wasserstoffsuperoxyd zu
der mit Natriumkarbonat alkalisch gemachten Lösung. Die Reaktion
erfordert etwa 10 Minuten, sie wird durch Erwärmen nur wenig be
schleunigt. Ihre Empfindlichkeit läfst nichts zu wünschen übrig,
leider gestattet die amorphe Beschaffenheit und die chemische In
differenz des Reaktionsproduktes keine Unterscheidung von verwandten
Phenolen. — 13
13. Die Kresole (C 6 H 4 • CH 8 • OH).
a. Bei Behandlung mit Brom (12, a) bedecken wässerige Lösungen
der Kresole sich mit ölähnlichen Tröpfchen. Von o-Kresol und
p-Kresol sind dieselben bleibend, Tribrom-m-Kresol verwandelt sich
nach einigen Minuten in radial verzweigte Krystalliten. Tribromkresol
wird durch einen kleinen Zusatz von Alkali leicht in Lösung gebracht;
auf Zusatz von Säure fällt Tribrom-o-Kresol in Gestalt von Nädel-
chen (8 /<) und Körnchen (3 /n) aus, Tribrom-p-Kresol als Tröpfchen,
Tribrom-m-Kresol in Gestalt langer Spiefse (200 /1 und darüber), mit
starker negativer Doppelbrechung und 12° Auslöschungsschiefe.
b. p-Diazobenze ns ulfonsäure färbt alkalische Lösungen von
Kresol orange bis weinrot, ohne Trübung hervorzubringen, falls
die Lösungen nicht sehr konzentriert oder stark mit Alkalisalzen