46
IY. Chemisches Verhalten der Faserstoffe.
bald einen Sticli ins Grünliche. Bei Lampenlicht ist alsdann unter
60—80 f. Vergr. der Unterschied in der Färbung sehr auffallend. In
durchfallendem Licht erscheint der Flachs nach wie vor blau, die
Baumwolle hingegen in einem eigentümlichen, bald graulichen bald
bräunlichen Violett. Nasse Präparate zeigen die Erscheinung am
besten. Durch anhaltendes Auswässern kann man es dahin bringen,
dafs die Baumwolle entfärbt wird, während der Flachs hellblau gefärbt
bleibt (Fig. 20, Taf. I). — Bismarckbraun zeigt ähnliches Verhalten,
giebt aber weniger Kontrast zwischen Flachs und Baumwolle.
41. Säurefarbstoffe. Während basische Farbstoffe Vorzugs-
weise von Seide und Jute aufgenommen werden, eignen mehrere
Säurefarbstoffe sich besonders zum Färben von Wolle. Sie werden
in angesäuerter Lösung angewendet, einige derselben (Fuchsin S,
Säuregrün) verlangen einen ziemlich starken Zusatz von Schwefel
säure, um ihre volle Wirkung zu zeigen. 1 ) Andererseits werden sie
durch Alkalien leichter als basische Farbstoffe von den Fasern ab
gezogen.
Eosin (Kaliumsalz des Tetrabromfluoresceins) steht den basischen
Farbstoffen recht nahe. Fs färbt in warmer, mit wenig Essigsäure
versetzter Lösung Seide und Wolle ziemlich gleich stark. Durch
Ammoniak Avird Jute fast ganz, Seide wird teilweise entfärbt. Ähnlich
ist das Verhalten von Azofuchsin und Azo-Säureviolett. Sie ver
tragen ziemlich viel Salzsäure und erfordern dann nur mäfsiges Er-
Avärmen. Von Seide wird die Farbe durch Ammoniak bei gewöhnlicher
Temperatur recht langsam, schneller in der Wärme abgezogen. Be
ständiger ist die Färbung durch Naphtolorange II (/i-Naphtolorange),
am beständigsten ist Croceinscharlach 7 B (Bayer).
Sulfonierte Triphenylmethanfarbstoffe färben in stark sauren
Lösungen schnell und intensiv. Das Rot von Fuchsin S wird durch
Ammoniak schon bei gewöhnlicher Temperatur schnell und vollständig
gebleicht, durch Kochen kommt es auf Wolle wieder zum Vorschein.
Die gröfste Ungleichheit in ihrem Verhalten zu Wolle und zu Seide
zeigen, ihrem ausgesprochenen sauren Charakter gemäfs, die Nitro-
farbstoffe und unter diesen wieder in erster Reihe die Sulfonsäuren
der Nitroverbindungen. Sehr zu empfehlen ist das Naphtolgelb S
J ) Dipkenylaminorange (Orange IY) und Metanilgelb färben auch in
alkalischen Lösungen, und zwar auf Fasern aller Art, echt auf Seide und Wolle,
halbecht auf Baumwolle und Zellstoff.