Untersuchung gefärbter Fäden und Gewebe.
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Untersuchungsmethoden sind obenan zu stellen: die Ermittelung der
Polarisationsfarben zwischen gekreuzten Nikols (44, d), und die
Prüfung auf Dichroismus. Beide Methoden führen schnell und
sicher zum Ziel, man hat bei ihrer Anwendung das Augenmerk auf
einzelne abspreizende Fasern zu richten, die auch an den Leinenfäden
zu finden sind. Für die Prüfung auf Dichroismus wird das Probe
läppchen in einer lieifsen Lösung von Kongorot, mit starkem Zusatz
von Natriumkarbonat und unter wiederholtem Aufkochen gefärbt.
In Glycerin oder Ol sieht man nach Abblendung des Oberlichts den
Dichroismus über die ganze Breite der Leinenfäden und ist hierdurch
imstande, dieselben schnell und sicher zu zählen. — Wird für Demon
strationszwecke ein Farbenunterschied in gewöhnlichem Licht'verlangt,
so ist Färbung mit Methylenblau (40, b) und anhaltendes Auswaschen
zu empfehlen. Das Gelingen ist eben so sehr durch sorgfältiges Ent
fernen der Appretur, wie durch anhaltendes Auswaschen bedingt.
Bei richtiger Ausführung erhält man Präparate, Avelche auch in Ol
die Baumwollfäden weifs erscheinen lassen. Sie sind besonders ge
eignet für Besichtigung mit einer Lupe von 6—10 f. Vergröfserung.
An Schärfe kann die Färbung mit Methylenblau nicht mit der Probe
auf Dichroismus wetteifern.
e. Halbleinene Stoffe aus Flachs und Hanf sind seltener als
baumwollhaltige. Um die Zählung der Fäden vorzubereiten, kann
man auf die Kombinationsfärbung 48 d zurückgreifen. Die Färbung
mit Malachitgrün und das Auswaschen erfordern Aufmerksamkeit und
Geduld, indessen wird es auch bei aller Sorgfalt nur ausnahmsweise
gelingen, aus den Leinenfaden alles Grün zu entfernen und kein Rot
auf die Hanffäden gelangen zu lassen. Ein geübter Beobachter wird
sich jedoch gerade diesen Umstand, welcher die Gefälligkeit der Bilder
beeinträchtigt, für die Untersuchung zu nutze machen. Er kann
sicher darauf rechnen, in den Leinenfäden zahlreiche Fasern zu finden,
welche in dem Rot des Benzopurpurins die feine grüne Linie zeigen,
welche Flachs kennzeichnet, welcher dieser Kombinationsfärbung unter
zogen wurde, und welche in Hanffasern nicht angetroffen wird.
54. Untersuchung gefärbter Fäden und Gewebe. In vielen
Fällen kann ein Färbeversuch den gewünschten Aufschlufs geben.
Für Wolle kann man auf Blau, Grün, Rot und Lila Naphtolgelb S
auffärben; die Wolle wird dann nach wiederholtem Ausziehen mit
heifsem Wasser durch gelbliche Mischfarben gekennzeichnet sein.