68 Gang der Untersuchung von Gewebefasern, Fäden u. Geweben.
gaben der technischen Mikroskopie, zumal seitdem Phantasiestoffe
von unbestimmten Färbungen in Aufnahme gekommen sind. — Dafs
die Kürze der Fasern und ungleiche Dicke derselben keinen zu
verlässigen Anhalt giebt, liegt nach dem, was über die Mafse ver
schiedener Abarten von Wolle gesagt ist (8), auf der Hand. Ab
reibung der Spitzen und der Epidermisschuppen kommt auch an
Naturwolle vor; Quetschungen und Zerreifsungen können bei der Ver
arbeitung zu Geweben statthaben (Kratzen und Walken). Schle
singer will Kunstwolle durch ihr schnelleres Zerfallen in Lauge
und in konzentrierter Schwefelsäure von Naturwolle unterscheiden.
Der Unterschied in dem Verhalten gegen diese Reagentien ist im
günstigen Fall recht klein, und verschwindet sehr oft, kehrt sich
sogar bisweilen um, in der Art, dafs Shoddyfasern weniger angegriffen
werden als beschädigte Fasern von Naturwolle. Von gröfserem Ge
wicht sind die folgenden Kennzeichen. Fremde Fasern können
durch Sortieren und vor allem durch das Karbonisierungsverfahren
grofsenteils entfernt werden, kommen indessen noch recht häufig in
Shoddy vor. Farblose Baumwollfasern haben wenig zu bedeuten, da
gegen sind farbige Baumwollfasern von abweichender Färbung
verdächtig, wenngleich nicht beweisend für das Vorhandensein von
Shoddy. Ebenso ist es mit der Mengung ungleich gefärbter
Fasern bestellt. Die allgemeine Verbreitung der sogenannten „me
lierten“ Stoffe führt zu der Annahme, dafs solche Gemenge ohne
irgendwelche betrügerische Absicht hergestellt werden. Allerdings
wird wohl kein Fabrikant auf den Einfall kommen, grelles Orange
mit Hellblau, Hellrot mit Zeisiggrün zu mengen. Am schwersten
wiegt das häufige Vorkommen von zerfaserten Enden. Auch
dieses Kennzeichen hat für sich allein keine durchschlagende Beweis
kraft, weil im Laufe der Verarbeitung auch Naturwolle durch Kratzen
und Walken zerrissen werden kann, andererseits schliefst es rrn*
wechslung von Shoddy mit Scherwolle vollkommen aus und ist
hierdurch von grofsem Wert. Die kurzen Faserstückchen, welche bei
dem Glattscheren tuchähnlicher Stoffe abfallen, müssen bei der Be
liebtheit gemusterter Gewebe ebenso bunte und unerwartete Farben
mengung zeigen wie Shoddy und könnten ohne das unterscheidende
Kennzeichen ihrer glatt abgeschnittenen Enden um so leichter Anlafs
zur Annahme einer starken Beimengung von Shoddy geben, als ihre
Benutzung zur Füllung oder Dichtung dicker gewalkter Stoffe all