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I. Karbamide.
Goldchlorid zeigt gegen Thiokarbamid nahezu dasselbe Ver
halten, wie Mercuriclilorid Es ist dies eine Übereinstimmung, die
auch bei den Sulfocyanaten von Gold und Quecksilber angetroffen
wird (Mikr. An. § 26, c).
f. Silberchlorid liefert mit einem Übermafs von Thiokarbamid
eine leicht lösliche, farblose Verbindung; wird ein Übermafs von
Silberchlorid zugefügt, so scheiden sich farblose Nadeln ab, die eine
Länge von mehreren Millimetern erreichen können. Aus verdünnten
Lösungen können diese Krystalle durch Aussalzen mit Natriumchlorid
abgeschieden werden. Silberjodid zeigt dasselbe Verhalten, welches,
wenn nicht allein die Auflösung, sondern auch die Krystallisation von
langen Nadeln ins Auge gefafst wird, für Thiokarbamid in hohem
Grade charakteristisch ist. Die Silberverbindungen des Thiokarbamids
vereinigen sich mit den vorher beschriebenen zu Doppelsalzen, die
sich alle durch Farblosigkeit auszeichnen. Mit Platinichlorid und
Platinijodid erhält man farblose Quadrate (10 /<), mit Mercuriclilorid
farblose quadratische Pyramiden und Kreuze (20 /u).
g. Thallosalze und Bleisalze liefern mit einem Übermafs
von Thiokarbamid prismatische, farblose Krystalle, die mit Thallo-
nitrat sehr lang ausfallen (bis 2 mm). Schwieriger als von Thallo-
nitrat erhält man sie von dem Chlorid und Jodid. — Mit Platini
chlorid und Thallochlorid bildet Thiokarbamid eine Doppelverbindung,
welche in blafsgelben Stäbchen und schiefwinkligen Dendriten krystal-
lisiert. Auffallend ist das Verhalten von Bleijodid zu den Verbin
dungen von Thiokarbamid mit Mercurijodid. Eine kleine Menge von
Bleijodid wirkt auf die unter e beschriebenen farblosen Pyramiden
von Thiokarbamidjodomercurat wie ein Farbstoff: sie erhalten eine
blafsgelbe Farbe, ohne ihre Form zu ändern. Ein stärkerer Zusatz
von Bleijodid bringt messinggelbe Krystalle hervor, vorherrschend
quadratische Täfelchen (60—80 /<), mit diagonaler Auslöschung
(rhombisch oder monoklin).
h. Wismutnitrat färbt Lösungen von Thiokarbamid dunkel
gelb, ohne Krystallbildung hervorzurufen. Wird jetzt Silbernitrat
zugefügt, so entstehen farblose Prismen (3—4 mm), Salpeterkrystallen
gleichend. Kleinere farblose Prismen (500 ¡.i) erhält man, wenn statt
der Nitrate die Chloride genommen wurden. Sehr auffallende Reak
tionen erhält man mit Wismutnitrat und Thallosalzen. Thallo-
sulfat bringt dunkelgelbe Nadeln von ansehnlicher Länge hervor,