Vorwort.
„Wir verstellen unter einer Abbildung nicht
einen schablouenmäßigen Abklatsch, sondern
eine freie Wiedergabe des Eindrucks, den das
Auge und die Seele von dem Naturobjekt
empfängt.“
Guido Hauck.
Heilige Brücken gibt es, die uns Menschen mit den Dahin
gegangenen verbinden. Wir dürfen frei von Schmerz des Glückes
rein genießen, aufs neue uns vereint zu sehen mit dem, was
einstens unserem Leben reichen Inhalt bot. Zu Bauherren jener
Brücken können wir selbst werden. Gelingt es uns in heißem
Ringen, in die Gedankenwelt der uns Entrissenen einzudringen,
— uns selber ganz vergessend, aus ihrem Geist heraus zu denken
und zu wirken —, so ist die Brücke wohl gefügt, und keine
Schranke mehr steht zwischen uns und ihnen.
An einer solchen Brücke habe ich versucht zu bauen
während der Zeit der verantwortungsvollen Arbeit, die ich, um
einem Wunsche meines lieben Vaters zu entsprechen, mit der
Herausgabe des vorliegenden Werkes auf mich genommen habe.
Die Kunst mit ihren vielfachen Problemen zog meinen
Vater immer wieder und wieder in ihren Bannkreis. Er machte den
tiefgehenden Versuch, die Gedankenwelt des schaffenden Künstlers
zu durchforschen. Davon legt unter anderem die kleine Schrift
,,Arnold Böcklins Gefilde der Seligen und Goethes Faust“ Zeugnis
ab. Als Böcklin im Jahre 1886 den Verfasser aufsuchte, gab der
Künstler seinem Danke für die Deutung des Bildes und seiner
Freude darüber warmen Ausdruck. Auf der anderen Seite
studierte und prüfte der Mathematiker die Schöpfungen der
großen bildenden Meister, „um darin die Prinzipien, die der
divinatorische Instinkt des künstlerischen Genius bewußt oder
unbewußt befolgte, zu erkennen und in Gesetze zu formulieren“,
damit diese -wiederum für den strebenden Künstler fruchtbar