Full text: Lehrbuch der malerischen Perspektive mit Einschluß der Schattenkonstruktionen

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F rontansicht. 
Anmerkung. Es wurde im vorangehenden angenommen, der 
Kreis liege in der Bodenebene. Ist das nicht der Fall, sondern befindet 
er sich in einer beliebig anderen horizontalen Ebene, so tritt folgende 
kleine Modifikation der Konstruktion ein. 
Man beginnt wieder mit der Perspektive des Kreismittelpunktes o, 
indem man zuerst dessen Grundrißpunkt in Perspektive setzt und in 
diesem die Höhe aufträgt. Von hier aus ist dann die Konstruktion ganz 
dieselbe wie vorher, bis auf den Umstand, daß man die Grundlinie 03 
nicht so direkt benützen kann. Man wird vielmehr die Breitenlinie durch 
o als Grundlinie gebrauchen und zunächst in dem ihr entsprechenden 
Breitenmaßstabe den Kreishalbmesser in ol und o5 auftragen. Benützt 
man den Viertels-Distanzpunkt, so trägt man hierauf von o aus nach 
rechts und links je x / 4 von o 1 ab und zieht nach den Endpunkten die 
Distanzstrahlen. Diese schneiden die Tiefenlinie durch o in den 
Punkten 3 und 7, usw. (Vgl. Fig. 155, S. 113.) — 
Um die Kurve richtig zeichnen zu können, ist es erforderlich, zu 
wissen, welche Form sie haben muß. In dieser Beziehung gilt der 
Satz: Die Perspektive eines Kreises — voraus 
gesetzt, daß dieser geschlossen zur Erscheinung 
kommt— ist stets eine „Ellipse“. 
Eine Ellipse hat folgende Gestalt: 
Sie ist ein Oval, welches zwei zueinander senkrechte 
Symmetralachsen hat (Fig. 126). Man nennt dieselben die 
Fig. 126. 
„große“ und die „kleine Achse“ der Ellipse. Die beiden Achsen 
teilen die Ellipse in 4 kongruente Stücke. Die Endpunkte der Achsen 
heißen „Scheitel“; der Schnittpunkt beider Achsen wird Mittel 
punkt und eine durch ihn gehende Gerade Durchmesser der Ellipse 
genannt. Jeder Durchmesser wird von dem Mittelpunkt halbiert. Die 
beiden in den Endpunkten eines Durchmessers gezeichneten Tangenten 
sind parallel. Die Tangenten in den Scheitelpunkten einer Achse stehen 
auf dieser senkrecht und sind somit zur anderen Achse parallel. — Die 
Krümmung der Kurve ist in den Endpunkten der großen Achse am 
stärksten und nimmt von da an allmählich ab bis zu den End 
punkten der kleinen Achse, wo sie am schwächsten ist. (Die Schönheit 
der Kurve ist durch diese zarte und stetige Änderung der Krümmung 
bedingt. Die Ellipse unterscheidet sich daher wesentlich von dem 
dem Auge weniger wohlgefälligen „Kreisbogenoval“ (Fig. 127), dessen
	        
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