Full text: Lehrbuch der malerischen Perspektive mit Einschluß der Schattenkonstruktionen

§ 31. Verfahren beim Hinausfallen eines Fluchtpunktes. 175 
werden sollen (vgl. § 12, Fig. 42 und 43). Wäre z. B. in Fig. 245 y x die 
Höhe einer Person und y' der Fußpunkt einer anderen, so hätte man in 
y' x' deren Höhe bestimmt. — 
Benützt man im Laufe einer Arbeit das Gummiband nicht nur ein 
mal, sondern mehrmals, so häufen sich die markierten Punkte auf dem 
selben bald derart, daß es nicht mehr möglich ist, diese auseinander 
zu halten. 
Der praktische Zeichner bedient sich daher eines Maßstabes, 
den er gleich zu Anfang der Arbeit auf dem zwischen zwei Reißnägeln 
so weit als möglich ausgespannten Gummibande mit Hilfe seines Milli 
metermaßstabes aufträgt. (Da s’ch ein Gummiband etwa auf seine 
doppelte Länge ausziehen läßt, so hat man beim Aufträgen des Maß 
stabes darauf zu achten, daß in zusammengezogenem Zustande die 
einzelnen Teilstriche nicht zu dicht aneinander zu liegen kommen. 
Ferner wird man für ein kleines Bild einen kleineren Maßstab anlegen 
als für ein großes. Das Aufträgen der Teilstriche und Zahlen auf ein 
weißes Gummiband geschieht am besten mit schwarzer Tusche.) 
Die Anwendung des mit einem Maßstabe versehenen Gummi 
bandes ist einfach: Ist z. B. x ein Punkt auf dem Zeichenblatt (Fig. 246), 
und soll durch denselben eine Gerade 
gezogen werden, die in natura parallel 
zur Linie v w ist, so fixiert man das 
Gummiband mit dem Punkt 0 in Hori 
zonthöhe, zieht es dann kräftig aus, 
merkt sich die Zahlen 15 und 9 x / 2 und 
schiebt die Reißschiene weiter, stellt 15 
wieder auf die Orientierungslinie ein und 
markiert bei 9 1 / 2 auf dem Zeichenblatte 
den Punkt x', usw. 
Dieses eine Beispiel wird genügen, 
um zu zeigen, wie außerordentlich 
bequem ein derart präpariertes Gummi 
band ist. Mit Leichtigkeit kann man 
damit Strecken im nämlichen Verhältnis 
teilen und auch verlängern. Immer 
wieder und wieder läßt sich das Gummi 
band benützen — bei diesem oder jenem 
Bilde. — 
Besonders auch beim freien Zeichnen nach der 
Natur kann man, im Besitze eines mit einem Maßstabe versehenen 
Gummibandes, zu jeder Zeit schnell kontrollieren, ob die nach 
dem Gefühl als perspektivisch parallel eingezeichneten Linien sich auch 
wirklich in einem Punkte des Horizontes schneiden. 
(Eine andere Kontrolle, die man beim freien Zeichnen ausüben 
kann, ist die folgende: Man legt das Bild flach auf den Stubenboden, 
womöglich so, daß die Horizontlinie des Bildes genau auf eine Dielen 
ritze zu liegen kommt, und diese als Verlängerung des Horizontes be
	        
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