Full text: Lehrbuch der malerischen Perspektive mit Einschluß der Schattenkonstruktionen

§ 43. Der im Spiegel sichtbare Raum. 
261 
Um die Lage des Punktes 0' zu fixieren, müssen wir auch noch das 
Bild seiner Grundrißprojektion o' bestimmen. 
Hierbei tritt nun eine eigentümliche Schwierigkeit ein. Bei unseren 
seitherigen Konstruktionen lagen die wichtigsten Konstruktionslinien 
in der vertikalen Hilfsebene, die durch die Linie A F 3 (Fig. 351 auf 
S. 256) gelegt wurde. Jetzt tritt an Stelle des Punktes A der Punkt 0. 
Die vertikale Hilfsebene geht also jetzt durch das Auge und stellt sich 
demgemäß im Bilde als gerade Linie dar, und zwar als die vertikale 
Linie Die sämtlichen Punkte der in der Ebene liegenden Figur, die 
in Fig. 352 (S. 256) in wahrer Gestalt gezeichnet wurde, fallen 
in diese Linie. Dadurch wird die Ausführung unseres seitherigen Kon 
struktionsverfahrens unmöglich. 
Wir helfen uns dadurch, daß wir jene Figur wieder in wahrer 
Gestalt zeichnen und dann die hieraus entnommenen wahren 
Maße perspektivisch in die Bildfigur übertragen. Fig. 355 stellt die 
wahre Gestalt der Figur im Maßstabe der Grundlinie © dar. Um über das 
zu ihrer Konstruktion Erforderliche Klarheit zu gewinnen, vergleichen 
wir sie mit der Figur 352 auf S. 256 und fragen uns zuerst, wie wir zu 
verfahren hätten, um jene zu konstruieren (ohne Benützung der Nei 
gungswinkel) . 
An Stelle des Punktes A mit Spiegelbild A' dort — tritt jetzt der 
Augpunkt 0 mit Spiegelbild 0'; an Stelle der Grundrißprojektion a mit 
Spiegelbild a' dort — der Standpunkt P mit Spiegelbild P'. Die 
Fallinie der Spiegelebene ist hier wie dort durch t B bezeichnet. Die dort 
gezeichneten Verlängerungen der Linien a A, t B, a' A' nach v sind hier 
weggelassen. Dagegen sind hier noch die Grundrißprojektionen o' und p' 
der Spiegelbildpunkte 0' und P' angegeben. 
Um nun die Figur 352 auf S. 256 im Maßstabe der Grundlinie zu 
zeichnen, müßten wir zuerst die wahre Länge von a t aus der Bildfigur 
(Fig. 351) ermitteln. Der Punkt t bestimmt sich dort als Schnittpunkt 
der Linie a / 2 mit der Bodenlinie s f v — Es wird sich nachher als wün 
schenswert erweisen, auch noch die Schnittlinie der vertikalen Hilfs 
ebene mit der Bildebene einzuzeichnen. Diese Schnittlinie ist vertikal 
und würde sich in der Bildfigur (Fig. 351) dadurch ergeben, daß man t a 
verlängert, bis sie die Grundlinie © im Punkte g schneidet, und daß man 
durch g die Vertikale zieht. — Die Bestimmung der wahren Längen der 
zwei Strecken a t und a g würde mittels des Meßpunktes ra 2 erfolgen. 
Übertragen wir dies auf unsere jetzigen Verhältnisse: In der Bild 
figur (Fig. 354, S. 260) fällt die frühere Linie a t / 2 jetzt in die vertikale 
Linie An Stelle des Punktes a tritt das Bild des Standpunktes P. 
Nun haben wir in § 6 (S. 31) gesehen, daß das Bild des Standpunktes P 
in unendliche Entfernung in der Richtung,senkrecht zur Horizontlinie 
fällt. Als Bild von P haben vir also den unendlich fernen Punkt der 
Linie % anzusprechen (was unten, innerhalb der Fig. 355, durch einen 
Pfeil angedeutet ist). — Die zwei anderen Punkte t und g bestimmen 
sich als Schnittpunkte der Linie g mit der Bodenlinie der Spiegel- 
ebene s f i und mit der Grundlinie ©.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.