Full text: Lehrbuch der malerischen Perspektive mit Einschluß der Schattenkonstruktionen

§ 50. Allgemeines über Sonnenbeleuchtung. 
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Wie bei der Kerzenbeleuchtung, so kann man auch bei der Sonnen 
beleuchtung aus der Richtung der Sonnenstrahlen in der Regel direkt 
erkennen, welche Flächen eines ebenflächig begrenzten Körpers im 
Licht und welche im Eigenschatten sind, und kann hiernach dann den 
Verlauf der Schattengrenze feststellen. 
In Fig. 407 ist z. B. ein Würfel in Frontstellung nebst seiner 
Grundrißprojektion gezeichnet. 
Für die Richtung der Sonnenstrahlen sei die Richtungslinie S 
und ihre Grundrißprojektion s gegeben. Man erkennt aus der Richtung 
von S und s, daß die Sonnenstrahlen von links vorne nach rechts hinten 
gerichtet sind. Hieraus folgt unmittelbar, daß die obere, die linke und 
die vordere Fläche im Licht —, die untere, die rechte und die hintere 
Fläche im Schatten sind. Die Schattengrenze verläuft folglich längs 
der 6 Kanten 12, 2 3, 3 4, 4 5, 5 6, 6 1. 
Eine wesentliche Vereinfachung erfährt die Frage über Licht oder 
Eigenschatten der einzelnen Flächen bei Sonnenbeleuchtung dadurch, 
daß die gleichen Seiten von parallelen Flächen in Beziehung 
auf Licht und Schatten stets das gleiche Verhalten zeigen. Ist z. B. 
die linke Seite einer Fläche im Licht, die rechte im Eigenschatten, so 
ist dasselbe bei allen zu ihr parallelen Flächen der Fall (Fig. 408). — 
Dies findet nur bei Sonnenbeleuchtung statt, nicht 
aber bei Kerzenbeleuchtung. 
Im übrigen ist das Vorgehen bei Bestimmung der Schattengrenze 
bei beiden Beleuchtungsarten ganz das nämliche. Auch die Ermittlung 
der Schattengrenze in zweifelhaften Fällen durch einen vertikalen 
Schattenschnitt oder durch provisorische Annahme eines wahrschein 
lichen Verlaufes und nachträgliche Kontrolle mittels der Schlagschatten 
erfolgt hier ebenso wie dort (vgl. § 47). 
Überhaupt ist der allgemeine Vorgang der Schattenkonstruktion 
bei Sonnenbeleuchtung ganz derselbe wie bei Kerzenbeleuchtung. Man 
ermittelt zuerst die Schattengrenze des vorliegenden Körpers, kon 
struiert dann die Schlagschatten der aufeinanderfolgenden Eckpunkte 
der Schattengrenze und operiert mit ideellen Schattenpunkten, Knick 
punkten,. Springpunkten und Kreuzungspunkten, wie dies bei der 
Kerzenbeleuchtung (§ 48) näher auseinandergesetzt wurde. 
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