Full text: Lehrbuch der malerischen Perspektive mit Einschluß der Schattenkonstruktionen

24 
Frontansicht. 
Haben wir eine Objektgerade l, so können wir nach dem Gesagten 
das Bild derselben dadurch finden, daß wir sie bis zur Bildebene ver 
längern. Wir wollen den Punkt 8, in dem sie die Bildebene trifft, ihren 
„Spurpunkt“ nennen. Zieht man dann vom Auge 0 den Parallel 
strahl zu der Geraden und bringt diesen mit der Bildebene zum Schnitt 
im Punkt F, so ist dieser der Verschwindepunkt. Schließlich hat man 
nur noch S mit F zu verbinden, um in SF das Bild der Geraden l zu 
erhalten. 
Führt man nun diese Konstruktion mit einer ganzen Anzahl von 
Geraden aus (Fig. 4), die alle zu einander parallel sein mögen, so ergibt 
in dem nämlichen Punkt F zusammen, oder sie fliehen nach dem 
nämlichen Punkt F. Man bezeichnet daher den Verschwindepunkt F 
auch als den „F luchtpunk t“. 
Wir haben somit den Fundamentalsatz der Perspektive: 
Satz 2. Die Bilder von parallelen Linien laufen in einem und dem 
selben Fluchtpunkte zusammen. Dieser wird erhalten als Schnittpunkt 
des Parallelstrahls mit der Bildebene. 
Hierzu ist noch zu bemerken: Unsere Sehkraft reicht nicht bis in 
unendliche Fernen, und es gibt auch in Wirklichkeit keine unendlich 
ausgedehnten Linien. Es wird also der Fluchtpunkt selbst im Bilde nicht 
eigentlich zur Erscheinung gelangen. Um uns ganz korrekt auszudrücken, 
müßten wir so sagen: 
Parallele Linien stellen sich im Bilde so dar, daß, wenn wir sie ge 
nügend verlängern könnten, ihre Verlängerungen im Bilde sich in 
einem und demselben Punkte schneiden würden. 
Fig. 4. 
sich folgendes: Die Geraden 
seien Z,, l 2 , l 3 u. s. f.. Ihre Spur 
punkte seien S lt S 2 , S 3 u. s. f.. 
— Zieht man durch das 
Auge 0 die Parallelstrahlen 
zu l 1} l 2 , l 3 u. s. f., so fallen 
diese alle in den nämlichen 
Strahl zusammen. Schneidet 
derselbe die Bildebene in F, 
so ist F der gemeinsame Ver 
schwindepunkt für alle Linien. 
Ihre Bilder sind Sj F, S 2 F, 
S 3 F u. s. f.. Die Bilder der 
parallelen Linien laufen also 
F 
Fig. 5. 
So stellt z. B. Fig. 5 eine Mauer mit parallelen Fugen dar. Die in 
Wirklichkeit parallelen Fugen laufen im Bilde zusammen, und zwar der-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.