Zusammenhang zwischen d. Punkten einer Raumgrösse u. deren centralen Projektionen.
Desgleichen kann man im Raume einen Punkt und eine Ebene aufeinander
beziehen, indem man den Punkt auffasst als Schnittpunkt dreier Ebenen, die
Ebene aber als bestimmt nimmt durch drei Punkte. Man sagt dann wieder, der
Punkt und die Ebene seien r e cip r ok auf einander bezogen; desgleichen lässt sich aber
auch eine Gerade reciprok auf eine Gerade beziehen, indem man sie einerseits
auffasst als Verbindungslinie zweier Punkte, andererseits als Schnitt
linie zweier Ebenen. Den eben genannten reciproken Zusammenhang zwischen
Punkt und Gerade, Punkt und Ebene und Gerade und Gerade nennt man das
Gesetz der Reciprocität oder Dualität und es ist dasselbe dadurch charak
terisiert, dass jeder geometrischen Wahrheit, d. h. jedem Satze, der sich auf
eine bestimmte Aufeinander folge von Punkten bezieht, in der Ebene ein Satz
gegenübersteht, der sich in bestimmterWeise auf eine Aufeinanderfolge
von Geraden, im Raume aber auf eine bestimmte Aufeinanderfolge
von Ebenen bezieht.
Mit Bezugnahme auf die kennen gelernten sechs Grundgebilde kann man
folgende Reciprocitäten unterscheiden: die Punktreihe ist reciprok zum
Strahl- und Ebenenbüschel.
Das Strahlbüschel ist sich selbst reciprok. Desgleichen ist das Strahlen-
bündel aufgefasst als ein Gebilde von lauter Geraden reciprok dem ebenen
System gleichfalls aufgefasst als ein Gebilde von lauter Geraden oder aber
das Bündel aufgefasst als ein Gebilde von lauter Ebenen ist reciprok dem
ebenen System, aufgefasst als ein Gebilde von lauter Punkten.
Zwei ebene Systeme sind gleichfalls reciprok auf einander bezogen,
wenn jedem Punkte des einen Systems eine Gerade des anderen entspricht.
Zwei Strahlenbündel sind endlich reciprok auf einander bezogen,
wenn jedem Strahle des einen Bündels eine Ebene des anderen entspricht.
Erkl. 112. Im folgenden sollen einige Sätze
angeführt werden, welche das Gesetz der Re
ciprocität deutlich erkennen lassen:
„Zwei Gerade bestimmen einen
Punkt, den Schnittpunkt der beiden
Gerade n.“
„Drei nicht durch eine Gerade
gehenden Ebenen bestimmen einen
Punk t.“
„Eine Gerade und eine Ebene,
die nicht durch die Gerade geht,
bestimmen einen Punkt.“
„Zwei Punkte bestimmen eine Ge
rade, die Verbindungslinie der bei
den Punkte.“
„Zwei Ebenen bestimmen eine Ge
rade, die Schnittlinie der beiden
Ebene n.“
„Drei nicht in gerader Linie
liegende Punkte bestimmen eine
Eben e.“
„Eine Gerade und ein Punkt
ausserhalb derselben bestimmen
eine Eben e.“
„Zwei Gerade, die einen gemein- „Zwei Gerade, die in einer Ebene
samen Punkt haben, bestimmen liegen, bestimmen einen Punkt.“
eine Eben e.“
„Wenn eine beliebige Anzahl von „Wenn eine beliebige Anzahl von
Geraden sich paarweise schneiden und Geraden sich paarweise schneiden und
nicht durch denselben Punkt geben, nicht in einer Ebene liegen, so geben
so liegen sie in einer Ebene.“ sie durch denselben Punkt.“
Erkl. 113. Im Radme sind z. B. das Drei
eck und das Dreikant reciprok, denn das
erstere kann aufgefasst werden als Verbin
dungslinie von dreien Punkten, das
letztere aber als Schnittfigur von dreien
Ebenen. Dabei entspricht dem Scheitel des
Dreikants reciprok die Dreiecksebene,
den Seitenflächen des Dreikants ent
sprechen die Dreiecksecken, den Kanten
des Dreikants die Dreiecksseiten.