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Ueber die Centralprojektion.
Frage 74. Gibt es auf dem gemein
samen Träger zweier projektiven
Punktreihen auch solche Punkte, in wel
chen en ts pr e ch e n d ePu n kt e b e i der P u n k t-
reihen zusammen fallen und wenn ja,
wie konstruiert man dieselben?
Figur 125.
Erkl. 182. Elemente, welche zweien pro-
jektivischen Gebilden als entsprechende
Elemente zugleich angehören, heissen Doppel
elemente dieser Gebilde. Die in der Ant
wort der Frage genannten, beiden Punktreihen
angehörigen Punkte heissen somit Doppel
punkte beider Reihen. Man kann die in der
eben genannten Antwort ausgesprochenen Sätze
daher auch so ausdrückcn:
„Zwei projektive Punktreihen mit
gemeinsamem Träger besitzen stets
zwei Doppelpunkte, wenn sie un-
gleichlaufend sind, dagegen zwei
Doppelpunkte einen oder keinen Doppel
punkt, wenn die Punktreihen gleich
laufend sind und zwar je nachdem
Antwort. Sind r und q‘ die Gegenpunkte,
a und a‘ entsprechende Punkte, siehe Figur 125,
so sind die Punktreihen ungleichlaufend.
Ist nun im Punkte g ein Paar entsprechender
Punkte beider Punktreihen vereinigt, so muss
die Beziehung bestehen g r . gq‘ = ar . a' q‘,
siehe Gleichung 14.
Macht man daher, siehe Figur 125,
ra“ = a‘ q‘ und beschreibt über a a“ als
Durchmesser einen Halbkreis, so ist die
zu a a“ senkrechte und durch r gehende
halbe Kreissehne gleich k. Ein Kreis mit
dem Mittelpunkt m der Strecke r q‘ und
gehend durch den zweiten Endpunkt der eben
genannten halben Kreissehne liefert auf A
bezw. A‘ zwei Punkte g und h, welch jeder
beiden Punktreihen als ein Paar ent-
sprechenderPunkte zugleich angehört, denn es ist
r g . q‘ g = r h . q' li — ar . a' q‘ = k z . . . 61)
Der Kreis über a a“ als Durchmesser ist
stets vorhanden, welche Lage die Punkte a
und a‘ auch haben mögen. Es gibt somit
stets zwei Punkte g und 7*., in welchen je
ein Paar entsprechender Punkte beider Punkt
reihen vereinigt sind, w r as als Satz wie folgt
ausgedrückt werden kann:
„Zwei ungleichlaufende Punktreihen
mit gemeinsamem Träger besitzen
stets zwei gemeinsame sich selbst ent
sprechende Punkte, welche vom Hal
bier punkt der Streckerq‘ gleich weit,
und zwar um die Länge k abstehen.“
Figur 126.
Sind die Punktreihen gleichlaufend, siehe
Figur 126, so macht man wieder ra“ = q'a'
und beschreibt über a a“ als Durchmesser
einen Kreis, d. h. man konstruiert die mittlere
geometrische Proportionale zwischen den
Strecken a r und a“ r und sucht in dem
über rq‘ als Durchmesser beschriebenen Kreise
die zu dieser mittleren Proportionale gleich
grosse halbe zu rq‘ senkrechte Kreissehne;
ihr Schnittpunkt mit rq‘ ist ein beiden
Punktreihen angehöriger sich selbst entspre
chender Punkt. Da es im allgemeinen zwei solcher
Kreissehnen gibt, so sind auch zwei beiden Punkt
reihen angehörige sich selbst entsprechende