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4. Instrumente zum Längenmessen,
ß) die Länge bc constant, der Winkel bei a aber mit der Grösse von
ab veränderlich.
2) Der Standpunkt des Instruments befindet sich in a und es ist wieder
a) der Winkel bei a constant und die Linie bc mit der Entfernung ab
veränderlich; oder es ist
ß) die Länge bc constant und der Winkel bei a mit der Grösse von
ab veränderlich.
Dieselben vier Fälle ergeben sich, wenn man statt des rechtwinkeligen
Dreiecks abc das gleichschenkelige acc' und für bc die doppelte Länge cc'
setzt, und es entsprechen die beiden ersteren Fälle den Distanzmessern ohne
Latte, die beiden letzteren aber den Distanzmessern mit Latte, wobei bc
oder cc' die Latte vorstellt. Es kommt also bei der Einrichtung eines Di
stanzmessers immer darauf an, entweder zu den unveränderlichen Grund
linien (bc, cc') die veränderlichen Winkel bei a, oder zu den constanten
Winkeln bei a die veränderlichen Grundlinien (bc, cc') zu finden. Unter
den Distanzmessern mit Latte sind die nach Reichenbach und Stampfer ein
gerichteten die bekanntesten und bessten, und da sie die beiden Fälle 2, a
und 2, ß darstellen, so genügt es, diese allein zu betrachten.
Der Reichenbach’sche Distanzmesser.
§. 180. Einrichtung. Dieser Distanzmesser, welcher dem Falle 2, a
entspricht und in Fig. 203 abgebildet ist, hat, wie jedes Instrument dieser
Art, zwei Hauptbestandtheile: ein Fernrohr und eine Distanzlatte.
Das Fernrohr (F) befindet sich hier an einem massiven Ständer (S),
welcher auf einem Messinglineale (BC) senkrecht steht und eine Drehung
des Rohrs um eine zur Ebene des Lineals parallele Axe (D F) gestattet.
Aus dieser Zusammenstellung des Fernrohrs mit einem Lineale erkennt
Jeder, der den §. 115 gelesen hat, dass der Reichenbach’sche Distanzmesser
zugleich eine Kippregel ist und also vorzugsweise zu Messtischaufnahmen
angewendet wird. Wir brauchen demnach die Befestigung des Ständers
auf dem Lineale, die Verbindung des Fernrohrs mit dem Gradbogen (V)
und dessen Theilung, die Einrichtungen zur groben und feinen Drehung des
Rohrs und die verschiedenen Vorrichtungen zur Richtigstellung des Instru
ments, so weit es Kippregel ist, hier nicht mehr zu beschreiben, da es be
reits in dem oben angeführten Paragraph geschehen ist; sondern können uns
ausschliesslich mit der Einrichtung des Fernrohrs beschäftigen.
Das Objectiv desselben besteht aus einer achromatischen Doppellinse von
15 Linien Oeffnung und 18 Zoll Brennweite, und ist in der Objectivröhre nach
Fig. 53 S. 83 centrisch befestigt. Statt eines einfachen Fadenkreuzes sind in
der Ocularröhre zw 7 ei in einer Ebene liegende Fadenkreuze angebracht. Diese
Fadenkreuze machen den eigentlich messenden Bestandtheil des Fernrohrs aus
und bilden zusammen ein Fadenmikrometer. Die Fig. 205 stellt davon einen
Längenschnitt nach der optischen Axe und Fig. 206 einen Querschnitt senkrecht