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4. Instrumente zum Längenmessen.
nach einander mit beiden Visirlinien, so ist zu dem arithmetischen Mittel
der beiden Ablesungen am Gr&dbogen der Collimationsfehler zu addiren oder
von ihm zu subtrahiren, je nach der Lage dieses Fehlers und des gemessenen
Winkels. Denn aus der Verbindung der beiden ersten oder der beiden letzten
Gleichungen der Formeln (139) und (141) folgt:
w'-|—Wi , w" 4- w.. .
w = —L— 1 _|_ c und w = 4——^ -F c. . . . (145)
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Das Ertel’sche Universalinstrument 1 als Theodolith und Distanzmesser.
§. 184. Dieses Instrument erfüllt drei Zwecke zugleich, indem es zum
Messen horizontaler und vertikaler Winkel, zum Nivelliren und zum Distanz
messen dient. Als Distanzmesser stimmt es im Principe mit dem Reichen-
bach’schen Instrumente überein und unterscheidet sich von diesem nur in
der mechanischen Einrichtung des Fadenmikrometers, das in Folge der Ver
bindung von Theodolith, Nivellirinstrument und Distanzmesser einer Ab
änderung bedurfte. Gerade diese Verbindung, welche in vortrefflicher Weise
ausgeführt ist, macht das in Rede stehende Instrument zu einem der brauch
barsten geodätischen Apparate. Wir haben dasselbe in Fig. 212 perspec-
tivisch, in Fig. 213 aber im lothrechten Durchschnitte abgebildet und werden
es nun kurz beschreiben.
Auf dem Gestelle (tt), das nach Reichenbach wie das in §. 112 S. 143
beschriebene Messtischgestelle gebaut ist, steht ein messingner Dreifuss (k)
mittels dreier Stellschrauben (w), deren aufgeschlitzte Muttern durch drei
kleinere Schräubchen (d) nach Erforderniss etwas gelüftet oder verengt
werden können. Ein Hacken (x) verbindet diesen Dreifuss so mit dem Ge
stelle, dass er nicht herabfallen, sich aber doch so viel bewegen kann, als
die Horizontalstellung des Kreises durch die Fussschrauben erfordert. Zu
dem Ende ist der Hacken unten mit einer federnden Spirale (y) umwunden,
welche einerseits an die Gestellplatte (sr) und andererseits an die am unteren
Ende des Hackens befindliche Schraubenmutter (i//) drückt. An dem Dreifusse
ist der Horizontalkreis (h) durch Speichen und der Zapfen (z, Fig. 213) für
den Alhidadenkreis durch eine Schraube befestigt. Dieser nach oben sich
verjüngende stählerne Zapfen steckt in der Mitte des Dreifusses (k) und steht
zur gemeinsamen Ebene des Horizontal- und Alhidadenkreises senkrecht.
Mit Hilfe einer genau gebohrten Büchse (t), an der sich die Speichen (m)
des Alhidadenkreises vereinigen, dreht sich dieser um den Vertikalzapfen
und in dem Horizontalkreise; durch die Klemmschraube q kann der Alhi
dadenkreis angehalten und durch die Mikrometerschraube r alsdann noch
etwas vor- oder rückwärts bewegt werden. Der silberne Limbus des Hori
zontalkreises ist in 2160 gleiche Theile, ein Grad also in 6 Theile getheilt.
Die unmittelbare Ablesung geht somit bis zu 10 Minuten. Die beiden auf i
i ln dem Preisverzeichnisse von Ertel und Sohn ist dieses Instrument unter dem Namen
»grosses Nivellirinstrument« aulgeführt, weil es als solches vorzugsweise verwendet wird.