Full text: Elemente der Vermessungskunde

Wahl und Bezeichnung der Netzpunkte. 
551 
liehe oder natürliche. Für die Dreiecke erster Ordnung eignen sich nur 
solche Signale, welche eine sichere Winkelmessung gestatten, also Stein 
pfeiler oder Pyramiden, wie sie in den §§. 85 und 86 beschrieben sind. 
Findet sich eine hochgelegene Ruine vor, welche einen würfelförmigen Stein 
mit Metallcylinder, der den Punkt bezeichnet, zu befestigen gestattet, so 
kann man auch diese als Grundbau für ein Signal erster Ordnung benützen. 
Sind diese Signale sehr weit entfernt, so macht man sie durch Heliotropen- 
lieht leicht sichtbar. Für Punkte zweiter Ordnung genügt ein in dem 
Boden befestigter Steinwürfel, auf dessen Oberfläche der Punkt durch einen 
Kreuzschnitt bezeichnet ist und über dem sich eine Pyramide erhebt, welche 
einen entsprechenden Visirbalken enthält (§. 86). Von den Dreieckspunkten 
dritter Ordnung sind immer zwei zugleich Punkte zweiter oder erster Ord 
nung, während der dritte fast immer ein natürliches Signal ist; muss man 
aber einen solchen dritten Punkt durch ein künsliches Signal bezeichnen, 
so kann man dazu einen der auf Seite 109 beschriebenen Holzpfeiler 
wählen. 
Die Bezeichnung der Netzpunkte geschieht durch den Namen der Stelle, 
auf welcher sie sich befinden, z. B. Wendelstein, Peissenberg, Waldstein, 
Schneeberg, Kornbühl, Waldburg, Stauffen, Planegg u. s. w. 
3. Die Messung und Ausgleichung der Winkel. 
§. 314. Die Messung der Winkel des trigonometrischen Netzes geschieht 
mit den bessten acht- bis zehnzölligen Theodolithen, welche bei Dreiecks 
punkten erster Ordnung auf steinernen Postamenten, bei Punkten zweiter 
Ordnung aber auf einem der früher beschriebenen dreibeinigen Stative ruhen, 
welche zur Sicherheit auf drei in den Boden gerammte Pfähle gestellt und 
mit Gewichten beschwert werden. Ob die Winkel durch Repetition ge 
messen werden sollen oder nicht, hängt von der Anordnung des technischen 
Leiters der ganzen Vermessung ab; bedeutende Astronomen und Geodäten, 
wie Bessel und Hansen, verwerfen die Repetition und verlangen statt der 
selben folgendes Verfahren. 
Nachdem nämlich der Theodolith centrisch und horizontal aufgestellt 
ist, wird bei feststehendem Horizontalkreise das Fernrohr nach und nach 
auf alle einzuschneidenden Dreieckspunkte eingestellt und jeder Nonius des 
Alhidadenkreises abgelesen. Ist eine solche Reihe von Einstellungen und 
Ablesungen, welche ein Gyrus genannt wird, zu Ende, so dreht man den 
Horizontalkreis um einen beliebigen Winkel von etwa 20^ oder 30° und 
schlägt das Fernrohr durch. Hierauf stellt man den Horizontalkreis fest, 
richtet das Fernrohr wieder auf alle vorher anvisirten Signale, jedoch in 
umgekehrter Ordnung und liest die Nonien ab. Dieser Gyrus correspon- 
dirt dem vorausgegangenen. Auf ihn folgt wieder eine Drehung des Hori 
zontalkreises, das Durchschlagen des Fernrohrs, dessen Einstellung in der 
ersten Richtung und Ablesen der Nonien. Zu diesem dritten Gyrus wird
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.