Wahl und Bezeichnung der Netzpunkte.
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liehe oder natürliche. Für die Dreiecke erster Ordnung eignen sich nur
solche Signale, welche eine sichere Winkelmessung gestatten, also Stein
pfeiler oder Pyramiden, wie sie in den §§. 85 und 86 beschrieben sind.
Findet sich eine hochgelegene Ruine vor, welche einen würfelförmigen Stein
mit Metallcylinder, der den Punkt bezeichnet, zu befestigen gestattet, so
kann man auch diese als Grundbau für ein Signal erster Ordnung benützen.
Sind diese Signale sehr weit entfernt, so macht man sie durch Heliotropen-
lieht leicht sichtbar. Für Punkte zweiter Ordnung genügt ein in dem
Boden befestigter Steinwürfel, auf dessen Oberfläche der Punkt durch einen
Kreuzschnitt bezeichnet ist und über dem sich eine Pyramide erhebt, welche
einen entsprechenden Visirbalken enthält (§. 86). Von den Dreieckspunkten
dritter Ordnung sind immer zwei zugleich Punkte zweiter oder erster Ord
nung, während der dritte fast immer ein natürliches Signal ist; muss man
aber einen solchen dritten Punkt durch ein künsliches Signal bezeichnen,
so kann man dazu einen der auf Seite 109 beschriebenen Holzpfeiler
wählen.
Die Bezeichnung der Netzpunkte geschieht durch den Namen der Stelle,
auf welcher sie sich befinden, z. B. Wendelstein, Peissenberg, Waldstein,
Schneeberg, Kornbühl, Waldburg, Stauffen, Planegg u. s. w.
3. Die Messung und Ausgleichung der Winkel.
§. 314. Die Messung der Winkel des trigonometrischen Netzes geschieht
mit den bessten acht- bis zehnzölligen Theodolithen, welche bei Dreiecks
punkten erster Ordnung auf steinernen Postamenten, bei Punkten zweiter
Ordnung aber auf einem der früher beschriebenen dreibeinigen Stative ruhen,
welche zur Sicherheit auf drei in den Boden gerammte Pfähle gestellt und
mit Gewichten beschwert werden. Ob die Winkel durch Repetition ge
messen werden sollen oder nicht, hängt von der Anordnung des technischen
Leiters der ganzen Vermessung ab; bedeutende Astronomen und Geodäten,
wie Bessel und Hansen, verwerfen die Repetition und verlangen statt der
selben folgendes Verfahren.
Nachdem nämlich der Theodolith centrisch und horizontal aufgestellt
ist, wird bei feststehendem Horizontalkreise das Fernrohr nach und nach
auf alle einzuschneidenden Dreieckspunkte eingestellt und jeder Nonius des
Alhidadenkreises abgelesen. Ist eine solche Reihe von Einstellungen und
Ablesungen, welche ein Gyrus genannt wird, zu Ende, so dreht man den
Horizontalkreis um einen beliebigen Winkel von etwa 20^ oder 30° und
schlägt das Fernrohr durch. Hierauf stellt man den Horizontalkreis fest,
richtet das Fernrohr wieder auf alle vorher anvisirten Signale, jedoch in
umgekehrter Ordnung und liest die Nonien ab. Dieser Gyrus correspon-
dirt dem vorausgegangenen. Auf ihn folgt wieder eine Drehung des Hori
zontalkreises, das Durchschlagen des Fernrohrs, dessen Einstellung in der
ersten Richtung und Ablesen der Nonien. Zu diesem dritten Gyrus wird