Full text: Elemente der Vermessungskunde

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1. Kartenzeichnung. 
erreicht werden, so besteht jedenfalls für die Lehre von der Kartenzeichnung 
die Aufgabe, die Hilfsmittel anzugeben, durch welche die Abbildung der 
Erdoberfläche oder einzelner Theile derselben entweder mit der grössten 
Uebersichtlichkeit oder mit der kleinsten Abweichung von der Wahrheit 
geschehen kann. 
Die Hilfsmittel, deren man sich zum Entwerfen von Karten bedient, 
sind zunächst gewisse Systeme von Linien, welche die auf der Erdober 
fläche vorhanden gedachten Meridiane und Parallelkreise in der Ebene der 
Karte vorstellen, und in welche sich alle bemerkenswerthen Orte und Terrain 
punkte nach ihren geographischen Längen und Breiten eintragen lassen. 
Diese Liniensysteme heissen Grad- oder Kartennetze und werden auf 
zwei verschiedenen Wegen erhalten. 
Der eine Weg besteht darin, dass man die darzustellende Erdfläche so 
abbildet, wie sie von einem gegebenen Standpunkte (dem Aug- oder Ge 
sichtspunkte) aus auf einer gleichfalls gegebenen Ebene (der Pro 
jections- oder Bildebene) erscheinen würde, wenn diese Ebene und 
der Erdkörper durchsichtig wären. Dieses Verfahren beruht auf den Grund 
sätzen der Perspective, wesshalb auch die durch dasselbe entworfenen 
Karten perspectivische Projectionen heissen. Diese Projectionen, 
welche nach der Lage des Augpunktes und der Bildebene verschieden be 
nannt werden, gewähren im Vergleich zu den folgenden nur wenig Genauig 
keit und lassen ohne umständliche Berechnung gar keine Vergleichung von 
Linien- und Winkelverhältnissen zu; dagegen aber sind sie geeignet, einen 
Ueberblick grosser Flächen zu gewähren, und aus diesem Grunde wendet 
man sie auch bei Darstellung von Hälften der Erdkugel an. 
Der andere Weg, Grad- oder Kartennetze zu entwerfen, ist nur für 
die Darstellung kleinerer Theile der Erdoberfläche, z. B. eines Staates, einer 
Provinz etc. anwendbar, da er darauf beruht, den betreffenden Theil der 
Kugelfläche durch eine Kegel- oder Cylinderfläche zu ersetzen, welche sich 
der Kugel möglichst nahe ansehliesst. Da sich die konischen und cylindri- 
schen Flächen in eine Ebene abwickeln lassen, so kann man die auf ihnen 
gemachten Projectionen von Punkten und Linien der Erdkugel abwickel 
bare Projectionen nennen und sie nach der Form der abwickelbaren 
Fläche und der Art, die Meridiane und Parallelkreise darzustellen, unter 
scheiden. 
Ausser den Kartennetzen erscheinen als weitere Hilfsmittel für die Ab 
bildung von Theilen der Erdoberfläche die verschiedenen Zeichen, durch 
welche man entweder den Zweck und die Beschaffenheit der dargestellten 
räumlichen Gegenstände andeutet, oder die abgebildeten Gegenstände benennt 
und über gewisse, durch Figuren nicht darstellbare, Verhältnisse Aufschluss 
gibt. Es sind also zwei Classen von Zeichen zu unterscheiden, wovon man 
die ersteren Kartenzeichen, und die zweiten Kartenschrift nennen 
kann. Auf den meisten Karten sind zwar die angewendeten Zeichen erklärt 
und die Schrift ist für sich verständlich; gleichwohl aber darf es in einer
	        
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