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SYMPOSIUM PHOTO INTERPRETATION, DELFT 1962
Folie lässt sich anhand der markierten Rahmenmarken vom Bild auf das
Negativ legen und dient der Umformentzerrung.
Bei genauen Arbeiten werden die Passpunkte mit einem Schlag- und
Punktübertragungsgerät unter dem Stereoskop markiert.
Stehen keine topographischen Karten für die Passpunktbestimmung zur
Verfügung, so kann eine Radialtriangulation mit Hilfe der Bilder erfolgen,
oder die Passpunkte müssen terrestrisch durch Lage- und barometrische Hö
henbestimmung ermittelt werden. Die Einfachheit und Wirtschaftlichkeit der
Umformentzerrung für nicht-topographische Zwecke hängt weitgehend vom
Vorhandensein geeigneter topographischer Karten ab.
Aus wirtschaftlichen Erwägungen beruht die Umformentzerrung auf der
Einpassung der Luftphotographien in ein quadratisches Gitternetz. Jedes
Quadrat wird als Einzelentzerrung separat behandelt. Dadurch lässt sich die
Orientierung der Quadrate nach dem Geländerelief auf Grund von höhen-
mässig bekannten Gitternetzpunkten sehr einfach und auf empirischem Wege
vornehmen. Eine automatische Steuerung einzelner Prozesse der Umform
entzerrung ist auf Grund der fehlenden perspektivischen Beziehungen zwischen
dem Bild und dem orthogonalen Grundriss des Geländes beim derzeitigen
Stand der Technik kaum möglich.
Der eigentliche Vorgang der Umformentzerrung geschieht in folgenden Etappen:
- Zuerst wird das ganze Bild in üblicher Weise auf eine Bezugsebene perspek-
tiv entzerrt. Das erfolgt über wenige Gitternetzpunkte (im Minimum 4),
deren radiale Verlagerungen auf die Bezugsebene umgerechnet werden.
- Sofern notwendig, wird anschliessend eine Affinentzerrung durch Kippen
over Verschieben von Bild und Projektionsfläche in ihren parallelen Ebenen
vorgenommen.
Die Umformentzerrung beruht auf einem neuen Freiheitsgrad, der in der
Biegung der dünnen, flexiblen Projektionsfläche aus Stahlblech oder einer
Veränderung der Projektionsfläche mittels Stäben besteht. Nach der Um
formung werden die quadratischen Einzelentzerrungen zu grösseren Photo
planformaten zusammenmontiert. Solche Photopläne sind faltbar und gut zu
handhaben.
Die durch die Umformentzerrung zu erreichenden Wirkungsgrade sind folgende:
a. Durch Anheben und Senken von Teilen der quadratischen, dünnen Stahl
folie kann der Masstab partiell vergrössert oder verkleinert werden. Z.B.
wird ein Talboden, welcher weiter vom Aufnahmeobjektiv entfernt lag,
auf dem Bild in einem kleineren Masstab abgebildet. Dieser Teil der
Folie muss bei der Projektion gesenkt werden, damit eine optische Ver-
grösserung erfolgt.
b. Durch Aufwärts- oder Abwärtsbewegung der Eckpunkte der Quadrate im
Projektionskegel entsteht eine radiale Verlagerung der Passpunkte in den
Quadratecken zur optischen Achse hin oder von ihr weg.
c. Durch Biegen der Quadratseiten nach oben oder unten können gebogene
Linien des projizierten Bildes in genähert gerade Linien der Gitternetz
quadrate umgeformt werden.