WORKING GROUP 5
RICHTER
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die erosionshindernde Kulturart, auf die geringere abfliessende Wassermenge
im oberen Teil des Hangeinzugsbereiches und auf das Fehlen von wasser
sammelnden Hohlhangrinnen im Oberhang zurückzuführen. Der Rüben
schlag im dorfnahen flacheren Hangteil dagegen wurde stark in Mitleiden
schaft gezogen. Hier sammelte sich der Wasserabfluss des gesamten Hanges
in den drei Hohlhangrinnen, vereinigte sich am südöstlichen Dorfrand und
drang auf der Leitbahn der dort liegenden Feldzufahrt in bachartigem Schwall
ins Dorf ein. (Abb. 3).
Im Luftbild vom 20.6.1961 erscheinen die stark erodierten Hohlhangrinnen
als dunkle, sich baumartig verzweigende Streifen mit heller Begrenzung. Sie
decken sich in der Lage genau mit den dunklen Streifen im Luftbild des Jahres
1956. Besonders stark ausgearbeitet wurden die mittlere und die südliche
Hohlhangrinne, da sie den Hauptteil der vom Oberhang abfliessenden Wasser
menge auffingen. Aber auch die dritte, nach Osten zeigende Rinne ist als
dunkler Streifen erkennbar. In den Hohlhangrinnen wurde der gesamte
A-Horizont mitsamt den Rübenpflanzen in einer Breite von 2-12 m völlig
ausgeräumt. An der Vereinigung der drei Rinnen wächst die Breite der Aus
spülung bis auf 26 m. Der leicht verdichtet B-Horizont wurde teils durch
Kolke angeschnitten, jedoch nicht durchbrochen. Die im Luftbild besonders
dunkel gefärbten Flecke bezeichnen Stellen zusammengespülter Rüben
pflanzen. Die hellen Ränder der Rinnen sind durch die fortschreitende Ab
trocknung des völlig freigespülten B-Horizontes an der Grenze gegen die un
versehrten Rübenreihen zu deuten (Aufnahme 13 Tage nach dem Schadens
fall).
Die Schäden waren im Bereich der Hohlhangrinnen so stark, dass das obere
Felddrittel völlig neu mit Braunkohl bepflanzt wurde. Im Rinnenbereich der
übrigen Feldteile säte man Luzerne an. Auch das Dorf Oelber erlitt durch das
Hochwasser des Oelberbaches und durch die aus den Hohlhangrinnen ins
Dorf eindringenden schlammigen Wassermassen schwere Schäden. Die tief
liegenden Häuser standen teilweise bis über 1 m im Wasser. Sie wurden durch
Unterspülung von Wänden und durch Verschlämmung der Räume schwer in
Mitleidenschaft gezogen.
Bei der Neugestaltung der Flur im Rahmen einer Flurbereinigung würde
der Bearbeiter im vorliegenden Falle vor allem trachten, das Wasser des Ober
hanges schräg aus den Hohlhangmulden herauszuführen, um damit die Was
seransammlung in den Hohlhangrinnen zu verringern. Das könnte z.B. durch
eine Wegführung mit hangseitigem Graben erfolgen. Eine Verkleinerung der
Betriebsparzellen (nicht der Besitzparzellen) wäre im Bereich der Hohlhang
rinnen dienlich. Vor allem aber müsste die Wegzufahrt zum Feld im SO
des Dorfes, die dem Niederschlagswasser freie Bahn ins Dorf öffnet, aus dem
Hohlhang herausgelegt werden.
Das hier geschilderte Beispiel sollte zeigen, dass das Luftbild eine wertvolle
Unterlage bei der Beurteilung der Anfälligkeit einer Feldflur gegenüber der
Bodenerosion darstellen kann. Im vorliegenden Falle ergeben sich aus einem
1956 aufgenommenen Luftbild Hinweise auf die Gefahr einer 1961 tatsächlich