Full text: Der Landmesser im Städtebau

6. Der Straßenbau (einschl. der Straßenbahnen). 241 
sind und ebensowohl von dessen praktischer Routine wie von dem gerade 
vorliegenden örtlichen Bedürfnisse abhängen. Sie werden aber trotzdem 
im Prinzipe allenthalben gleich und insofern für den absteckenden und 
prüfenden Landmesser wissenswert sein, als er bei seinen Arbeiten darauf 
zweckentsprechende Rücksicht nehmen muß und nicht etwa in Unkenntnis 
der eingehaltenen Grundsätze Dinge beanstandet, die jeder Bauaufseher 
als selbstverständlich betrachtet. Die wichtigsten Punkte sind in Kürze 
folgende: 
1. Bordkante und Dammkrone liegen stets in gleicher Höhe. Der 
Damm fällt nach beiden Seiten von der Achse aus dachförmig ab 
und erzeugt auf diese Weise an der Bordkante einen annähernd 
senkrechten Absatz, den man „Auftritt“ nennt. Dieser ist bei neueren 
großstädtischen Straßenanlagen, wie schon früher erwähnt, in der 
Regel nicht tiefer wie 12—13 cm und nicht kleiner wie 8 cm. Sind 
die Längs-Straßenneigungen größer als 1 : 400, so kann der Auftritt 
allenthalben gleich hoch, nämlich 12—13 cm sein, bei kleineren Ge 
fällen und nahezu horizontaler Lage soll er zwischen dem Höchst- 
und Mindestmaß derart wechseln, daß das den höchsten und niedrigsten 
Auftritt verbindende Rinnen-Gefälle nicht kleiner als 1:400, bei 
rauhem Pflaster nicht weniger als 1 : 200 ist, wonach sich die Ent 
fernung der Einlaufschächte (Gullys) richtet. 
An den Straßenkreuzungen sind bei nahezu wagerechter oder gering 
geneigter Straßenlage stets die niedrigen Auftritte, also die Wasser 
scheiden oder Sattelpunkte der Rinnen anzulegen, welche demnach 
nach den Mitten der Baublockgrenzen hin entwässern. 
Sind Gullys an Straßenkreuzungen unvermeidlich (infolge starken 
Straßengefälles), so sind sie so anzuordnen, daß sie stets einen bis 
einige Meter hinter der Straßen- oder Baufluchtlinie querlaufender 
Straßen zurückliegen, damit die Fußgängerwege über die Dämme 
tunlichst trocken bleiben. 
An den Dammkronen treffen die Seitenneigungen nicht scharfkantig 
zusammen, sondern werden durch einen kleinen Bogen konvex abge 
rundet; ebenso wird der Übergang zu den Rinnen durch kleine 
Konkavbogen vermittelt, so daß das Querprofil des Dammes wie ein 
Dach mit abgerundeter First und leicht hochgebogenen Tropfenfällen 
erscheint. 
Die aufrechtstehende Fläche des Auftritts der Kantensteine befindet 
sich nicht in einer senkrechten Ebene, sondern weicht nach dem Bürger 
steige zu um 3—7 cm ab, derart, daß die untere (Sohlen-) Linie bei 
tiefstem Auftritt die planmäßige Entfernung von der Straßenachse 
hat, während die eigentliche Bordkantenlinie an jeder Dammseite um 
die sog. „Fase“ weiter ab und näher an die Straßenfluchtlinie heran- 
Abendroth, Der Landmesser im Städtebau. 2. Aufl. 16
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.