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Durchgang.
in dem Verhältnis von 387 zu 613. Dies
gibt 209' oder 3° 29'.
Bei der Venus ist der scheinbare Halb
messer in der untern Konjunktion 33",
also 8 k — 994" — 16,sii', und da i —
3,4°, tan i = 0,0593 ist, so folcii hieraus
für A 8, von der Erde gesehen, 279'. Es
ist aber der Abstand der Sonne von Venus
— 0,723, der der Erde 0,277 Sonnenweiten ;
mithin erscheint AS von der Sonne aus
kleiner im Verhältnis von 723 zu 277, was
uns 107' oder 1° 47' für den größten helio-
zentrischenLängenabstandvomKnotengibt.
Ein Merkurdurchgang findet also statt,
sobald der Planet in seiner untern Kon
junktion um nicht mehr als 3° 29' in Länge
von seinem Knoten entfernt ist; bei der
Venus darf dieserAbstaud nicht über 1°47'
steigen. Hieraus ist leicht erklärlich, daß
die Venusdurchgänge weit seltener statt
finden als die des Merkur; während von
diesen durchschnittlich 13 auf ein Jahr
hundert kommen, ereignen sich in 240
Jahren nur vier Venusdurchgänge.
Mit bloßem Auge sind die kleinen
schwarzen Scheiben des Merkur und der
Venus nicht sichtbar auf der Sonnen
scheibe, weshalb auch das Altertum nichts
von den Durchgängen dieser Planeten weiß.
Die erste derartige Beobachtung rührt von
dem Franzosen Gassendi her, welcher
den von Kepler vorher verkündeten Mer
kurdurchgang vom 7. Nov. 1631 in Paris
beobachtete, indem er die Sonnenstrahlen
durch eine feine Öffnung im Laden eines
verfinsterten Zimmers auf einen weißen
Schirm fallen ließ und das so erhaltene
Sonnenbild mit der Lupe betrachtete. Im
ganzen sind seitdem 25 Durckgänge des
Merkur beobachtet worden, 16 am auf
steigenden Knoten und 9 am niedersteigen
den. Seit Anfang des 17. Jahrh, fallen
jene auf den November, diese auf den Mai.
Im laufenden und dem nächsten Jahr
hundert sind folgende zu verzeichnen:
1) 1802: 9. Nov.
2) 1815: 12. -
3) 1822: 5. -
4) 1832 : 8. Mai
5) 1835 : 7. Nov.
6) 1845 : 8. Mai
7) 1848 : 9. Nov.
Astronomie.
8) 1861: 12. Nov.
9) 1868: 5. -
10) 1878: 6. Mai
11) 1881: 9. Nov.
12) 1891: 10. Mai
13) 1894: 10. Nov.
Merkur erscheint bei diesen Durchgängen
als eine scharf begrenzte kreisförmige
Scheibe, deren tiefschwarze Farbe einen
auffallenden Kontrast zu den weniger
dunkeln Sonneuflecken bildet. Versuche,
während des Durchgangs den Halbmesser
deö Planeten zu messen, haben einen
kleinern Wert ergeben als andre Beobach
tungen; das Fernrohr zeigt infolge der
Irradiation die Gegenstände vor der
Sonne zu klein. Beim Eintritt des Mer
kur in die Sonne sowie auch beim Aus
tritt zeigen sich bisweilen ähnliche Erschei
nungen wie die bei den Venusdurchgän
gen unter dem Namen des schwarzen oder
Baillyschcn Tropfens bekannten, weiter
hin zu besprechenden. Die Beobachtung
dieser Durchgänge ist für die Astronomie
von Wichtigkeit, weil sie ein Mittel bieten,
die Theorie des Planeten zu berichtigen;
in der That hat Lcverrier aus den Be
obachtungen der 1697—1848 beobachteten
Merkurdurchgänge auf eine Korrektur der
Säkularbewegung der Knoten des Mer
kur geschlossen (vgl.Jntermerkuriale Planeten).
Auch über die physische Beschaffenheit des
Planeten kann die Beobachtung eines
Durchgangs Aufschluß geben; so zeigt die
scharfe Begrenzung der schwarzen Scheibe
deö Planeten, daß die Atmosphäre des
selben jedenfalls nur von geringer Dichte
sein kann, wenn eine solche überhaupt
vorhanden ist.
Von viel größerer Wichtigkeit sind die
Durchgänge der Venus: es hat näm
lich zuerst Edmund Halley, veranlaßt
durch den von ihm auf St. Helena beob
achteten Merkurdurchgang vom 7. Nov.
1677, daraufhingewiesen, daß dieselben
ein treffliches Mittel zur Bestimmung der
Sonnenparallaxe bilden (vgl. Parallaxe).
Kepler hat in seiner 1629 veröffent
lichten Ephemeride für 1631 auf einen
6. Dez. des letztern Jahrs eintretenden
Venusdurchgang aufmerksam gemacht, der
indessen in Europa unsichtbar blieb. Den
folgenden D. (4. Dez. 1639) hatte Kepler
übersehen; aber der englische Pfarrer Je-
remiah Horror berechnete ihn, und es
gelang ihm auch, denselben sehr schön in
Hoole zu beobachten, während die Beob
achtungen seines Freundes Crabtree in
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