Holländisches Fernrohr -
Homozentrische Sphären. 219
tall spröde, so daß es leicht springt. Zu
wenig Zinn nimmt der Oberfläche ihren
Glanz und gibt ihr und damit auch den
Bildern eine gelbliche Farbe. Der Spie
gel des Rosseschen großen Teleskops ent
hält 31,79, der des Melbourner Reflektors
31,64 Proz. Zinn. BesondereVorsichtSmaß-
regeln sind beim Guß der Legierung anzu
wenden, damit sie nicht schwammig wird.
In neuerer Zeit kommen auch Glas
spiegel mit versilberter Oberfläche bei
Spiegelteleskopen in Anwendung, und es
hat namentlich der französische Akademiker
Foucault mehrere größere derartige Re
flektoren anfertigen lassen. Der größte
versilberte Glasspiegel ist derjenige des
Pariser, von Martin u. Eichens gebau
ten Teleskops; er hat einen Durchmesser
von 1,2 in und 7,15 Brennweite. Die Her
stellung solcher Spiegel gründet sich auf
ein zuerst von Liebig angegebenes Ver
fahren, um aus einer Silberlösung ein
außerordentlich dünnes und in hohem
Grad politurfähiges Silberhäutchen auf
einer Glasfläche niederzuschlagen. Mar
tin verfährt dabei auf folgende Weise.
Zunächst werden vier wässerige Lösungen
hergestellt, nämlich 1) 4prozentiges Sil
bernitrat, 2) 6prozentiges Ammonium
nitrat, 3) lOprozentiges Atzkali, die bei
den letztem gänzlich frei von kohlensauren
Verbindungen.
4) 25 g Zucker werden in 250 g Was
ser gelöst, dann werden 3 g Weinsäure
zugesetzt, worauf man die Lösung 10 Mi
nuten lang ins Sieden bringt. Alsdann
läßt man abkühlen und fügt im Sommer,
um die Gärung zu verhindern, 50 ccm
Alkohol hinzu, worauf die Lösung durch
Wasserzusatz auf V- Liter (im Sommer
etwas mehr) ergänzt wird.
Von diesen vier Flüssigkeiten nimmt
man gleiche Teile, 1) mit 2), 3) mit 4),
und gießt beide Mischungen gleichzeitig
in ein Gefäß, in welches man den Glas
spiegel, die wohl gereinigte zu versilbernde
Fläche nach unten gekehrt, einhängt.
Schon nach 3 Minuten beginnt die Ab
scheidung des Silbers, und nach 20 Mi
nuten ist die Versilberung vollendet. Der
Spiegel wird dann abgewaschen, getrock
net und mit einem feinen Leder poliert.
Bei kleinen Spiegeln hat die Versilberung
keine Schwierigkeit, bei größern aber ist
viel llmsicht und Geschicklichkeit erforder
lich. Vgl. Fernrohr.
Holländisches Fernrohr, s. G-Meischcr
Fernrohr.
Holwarda, Johann Phocylides,
geb. 19. Febr. 1618 zu Holwarden in
Friesland, gest. 12. Jan. 1651 als Pro
fessor der Logik und Philosophie an der
Universität zu Franeker; bekannt als Ent
decker der Periodizität im Lichtwechsel des
Sterns o im Walfisch (Mira Ceti), des
sen Veränderlichkeit schon früher (3. Aug.
1596) der ältere Fabricius erkannt hatte.
Homozentrische Sphären (s.v.w. kon
zentrische Kugeln, Kugeln mit gemeinsa
mem Mittelpunkt) heißen bei spätern
Schriftstellern die Kugeln, welche der grie
chische Astronom E u o o r o s zu dem Ztveck
annahm, die verschiedenen Bewegungen
der Himmelskörper, insbesondere die oft
in merkwürdiger Weise verschlungenen
Bahnen der Planeten, aus gleichförmige
Bewegungen zurückzuführen. Im ganzen
klassischen Altertum wurde immlich an
der zuerst von den Pythagoreern aufge
stellten Hypothese festgehalten, daß alle in
den Bewegungen der Himmelskörper be
obachteten Ungleichmäßigkeiten nur schein
bare sein können und sich erklären lassen
müssen durch das Zusammenwirken meh
rerer gleichförmiger Kreisbewegungen.
Nicht bloß im Altertum, sondern auch im
Mittelalter behauptete diese Vorstellung
die Herrschaft, denn auf ihr fußte auch die
Epicykelntheorie der spätern Astronomen,
die bis zu Keplers Zeiten in Geltung blieb.
Die Bewegung der Fixsterne erklärt
sich ungezwungen, wenn man annimmt,
daß dieselben auf der Innenseite einer
Hohlkugel, der scheinbaren Himmelsku
gel, angebracht sind, die sich im Laufe von
24 Sternstunden einmal in der Rich
tung von O. nach W. um die Weltachse
dreht. Eudoros dachte sich nun, ähnlich
wie sein Lehrer Platon, daß auch der Mond,
die Sonne und jeder der ihm bekannten
Planeten auf einer mit der Erde konzen
trischen Kugel angebracht sei, die ihn durch
Rotation um ihre Achse iu eine gleichför
mige Kreisbewegung versetzt, nnd zwar