Jahrbücher. 233
0. 014154 Tag oder 20 Min. 22,oi Sek.;
um diesen Betrag war also das tropische
1. kürzer als das siderische, so daß die
Ninge des erstern 1800: 365,242204 Tage
oder 365 Tage 5 Stund. 48 Min. 46,42 Sek.
betrug. Da aber die Präzession nicht im
mer genau gleich bleibt, sondern jährlich
um 0,0002442966" wächst, so nimmt das
tropische I. um die entsprechende Größe
ab. Die Sonne braucht aber zur Zurück
legung dieses kleinen Bogens 0,00595Sek.;
so viel beträgt also die jährliche Abnahme
des tropischen Jahrs. Da 80.0,00595—0,48
ist, so hat daö I. von 1800—80 um 0,48
Sek. abgenommen und beträgt also jetzt
365 Tage 5 Stund. 48Min. 45,94Sek. —
36 5,242198 Tage. Man sieht, daß die
Verkürzung des tropischen Jahrs in einem
Jahrtausend ungefähr 6 Sek. beträgt; zur
Zeit Hipparchs (gest. 125 v. Chr.) war
dasselbe also um 12 Sek. länger als gegen
wärtig.
Es gibt noch eine andre Ursache, durch
welche'die Dauer des tropischen Jahrs
kleine Veränderungen erleidet: die Nuta-
tion (s. d.). Durch dieselbe wird nämlich
die Präzession zeitweilig vergrößert, zeit
weilig aber auch wieder verkleinert, und
diese Änderungen können bis auf ungefähr
Vs der Präzession steigen. Sie wiederho
len sich nach Ablauf einer Periode von 19
Jahren. Sieht man von denselben ab,
wie es oben geschehen ist, so erhält man
das mittlere tropische I.
Der Name »tropisches I.« rührt daher,
daß die Astronomen des Altertums seine
Länge nach dem Eintritt der Sonne in
den' Wendekreis (tropicus) bestimmten.
Dieser Sonnenstand ist bezeichnet durch
den höchsten mittägigen Stand der Sonne.
3) Das a n 0 ma l i st i sch e I. ist die Zeit
von einein Durchgang der Erde durch das
Perihel bis zuni nächsten; nach Ablauf
dieser Zeit ist die Anomalie der Erde, d. h.
der Winkel, den die Verbindungslinie
Sonne-Erde mit der Achse der Erdbahn
einschließt, wieder derselbe wie vorher.
Läge das Perihel fest, so würde das ano-
malistische I. gleichgroß sein mit dem side-
rischen; in Wirklichkeit bewegt sich aber
das Perihel in derselben Richtung wie die
Erde fort, und es ist daher das anomali-
stischcJ. länger als daö siderische. Das |,
Fortschreiten des Perihcls ist indessen
nicht ganz gleichförmig, weshalb auch das
auomalistische I. nicht immer dieselbe
Dauer besitzt; im Mittel beträgt jenes
Vorrücken 11,464" jährlich, und da die
Erde zur Zurücklegung dieses Bogens !
4 Min. 39,15 Sek. braucht, so hat das
auomalistische I. die mittlere Dauer von
365 Tagen 6 Stund. 13 Min. 48,5 Sek.
4) Unter einem Mondjahr versteht
man die Zeit von 12 synodischen Monaten;
dasselbe hat die Dauer von 12mal 29,53039
oder 354,36468 Tagen, d. h. 354 Tagen
8 Stund. 45 Min. 4,75 Sek., ist also um
beiläufig 11 Tage kürzer als das tropische I.
Mit dem Namen Platonisches I.
oder großes I. wird in der Chronologie
derZeitraum von ungefähr26,000Jahren
bezeichnet, innerhalb dessen der Weltpol
seinen Umlauf um den Pol der Ekliptik
vollbringt (vgl. Präzession).
Das bürge rii che I. oder Kalender
jahr, nach welchem im gewöhnlichen Le
ben gerechnet wird, und welches aus einer
ganzen Anzahl von Tagen besteht, schließt
sich bei uns an das tropische Sonnenjahr
an, und man bezeichnet die Länge von
365V* Tagen, welche Julius Cäsar als
durchschnittliche Dauer des bürgerlichen
Jahrs eingeführt hat, öfters als Julia-
nisches I. Aber auch an das Mondjahr
hat sich das bürgerliche I. früher vielfach
angeschlossen, und auch heutigestags rech
nen z. B. die Mohammedaner noch nach
Mondjahren. Wenn das Kalenderjahr
vom Sonnenjahr abweicht, ohne daß eine
Ausgleichung zwischen beiden eintritt, so
rückt der Anfang des erstern allmählich auf
verschiedene Jahreszeiten, und dasselbe
heißt dann ein W a n d e l j a h r im Gegen
satz zum festen Jahr, dessen Anfang durch
schnittlich in dieselbeZeit des Sonnenjahrs
trifft. Vgl. Kalender.
Kirchenjahr nennt man die Reihen
folge der kirchlichen Sonn- und Feiertage,
in der protestantischen und römisch-katho
lischen Kirche mit dem ersten Adventsonn
tag, in der griechischen Kirche mit 1. Scpt.
beginnend.
Jahrbücher, a st r 0 n 0 m i s ch e, vgl.Ephe-
mcriden.